auch schlafen ist eine form der kritik

Justice League, dem Zack sein Schnydd

4 Stunden. Und 2 Minuten.

Das ist mal eine Ansage. Marvels Avengers Endgame hat „nur“ 61 Minuten weniger auf dem Zähler.

Der neue Cut ist dabei ein paradoxes Ding. Denn einerseits ist er besser als die 2017’er Version in Bereichen, die einem wichtig sein könnten:

  • Cyborg hat eine Backstory! Und nicht nur das, er ist damit „emotionaler“ (immer noch ein Snyder-Film, nech?) Dreh- und Angelpunkt des Films, während er 2017 einfach nur… ja, anwesend war
  • Barry Allen hat eine oppulentere Einführungsszene, die zwischen „Ah, cool“ und „Oh, nee“ hin und herspringt, am Ende aber in meinen Augen eher ein Plus ist, weil er nicht nur whedonesques Comedy Relief ist
  • Die schreckliche, schreckliche Szene zwischen Martha Kent und Lois Lane wurde durch eine andere ersetzt und fügt sich – bis auf ihr Ende – viel besser ein. Verlust, Trauer und der Umgang damit sind Thema. Oberflächlich, aber sehr willkommene Abwechslung.
  • allgemein wird den Charakteren mehr Zeit zum Atmen gegeben, statt sie die ganze Zeit unmotiviert von Punkt A nach B springen zu lassen

Aaandererseits ist es immer noch ein verdammter Zack Snyder Film. Nun umso mehr:

  • Sloooooowwww Moooootioooooon isssst immmmmmmer coooool! Deshalb wird alles, aber auch wirklich alles damit versehen. Irgendwo las ich, dass jemand die Zeit gestoppt hat und der Film gut 10% in Slow Motion ist. Mein Gefühl sagt mir: Es sind mindestens 25%. Puh.
  • Snyder kann nicht über oberflächliche Charakterisierungen, Metaphern und Gleichnisse hinaus. Konnte er noch nie und ich vermute, er wird es auch in Zukunft nicht schaffen. Superhelden als moderne Götter-Mythen. Und/oder wahlweise Jesus/Erlöser-Figuren. Das reicht dem Zack, dann kommt eh die nächste Slow Moti-…
  • Wem die Motivation des Bösewichtes in der 2017’er Version zu kurz kam, der wird sich freuen: Steppenwolf erklärt in gleich 3 bis 4 inhaltlich identischen Szenen seine Absicht, die Mother Boxes für Darkseid zu beschaffen, damit dieser ihZzzzZzzzZzz…
  • Oben erwähnte Szene zwischen Martha und Lois endet damit, dass Martha aus der Wohnung tritt und sich als – oh Schock! – Martian Manhunter zu erkennen gibt. Ein Cameo-Auftritt trumpft die emotionale Integrität und Kohärenz der Szene. Jack Snyder, meine Damen und Herren.
  • Die gesamten letzten apokalyptischen Szenen sind… wow. Kein Mehrwert, sieht scheiße aus, ist scheiße gefilmt, aber trotzdem im Film, weil… ja, Joker? Setup für die Franchise, die es so ohnehin (hoffentlich) nicht geben wird? Das weiß nur der Zack.

Wem die snyderesken Eigenheiten nicht stören, der wird bestimmt seinen Gefallen an dem 4-stündigen Werk finden. Das ist Snyder zugleich potenziert und destiliert.

Und für mich war es unterm Strich zumindest besser, als der Whedon-Cut vor 3 Jahren.

Warum ich mich aber durch beide Versionen gequält habe – und das freiwillig – muss in Zukunft irgendein Therapeut ergründen. Gaaaanz laaaangsaaaam.


Markus Spiske (Unsplash)

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