auch schlafen ist eine form der kritik

Strukturen

[…] am 09.05.07 fand an der Universität Bremen im Rahmen einer bundesweiten Aktion der Bundesanwaltschaft eine Hausdurchsuchung statt. Diese richtete sich gegen den Lehrbeauftragten Dr. Fritz Storim, welchem nach §129a die “Bildung einer terroristischen Vereinigung zur Verhinderung des G8-Gipfels“ vorgeworfen wird. Die Bundesanwaltschaft kommentierte Ihr Handeln mit den Worten: “Die heutigen Untersuchungen sollten Aufschluss bringen über die Strukturen und die personelle Zusammensetzung von diesen Gruppierungen, und dienten nicht in erster Linie zur Verhinderung von konkreten Anschlägen. Dafür gab es keine Anhaltspunkte”.

AStA Bremen: Studierende unter Generalverdacht

Keine Anhaltspunkte. Muß man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Keine Anhaltspunkte, aber trotzdem eben mal die Privaträume sowie eMail-Account durchsuchen und alle Seminar- und Teilnehmerlisten einbehalten, so dass nun jene Seminarteilnehmer „ins Fadenkreuz der Ermittlungen geraten“ sind; deren Daten „den deutschen Strafverfolgungsbehörden nun in Verbindung mit dem Vorwurf des Terrorismus“ vorliegen.

Anscheinend geht alles durch, sofern man nur „Verdacht auf Bildung einer terroristischen Vereinigung zum/zur…“ und – im besten Fall – noch ein beliebiges Satzende anbringt. Die Razzien vor ca. zwei Wochen bei angeblich linksextremen Personen mit der gleichen Begründung: „Bildung einer… blabla“ und „Aufschluss bringen über Strukturen dieser Gruppierungen“. So kann man auch polemisch Gleichsetzung betreiben. Oder gezielt Öl ins empörte Feuer gießen, auf dass sich politische Prophezeiungen selbst erfüllen mögen. Aber bitte, nicht denken, in diesem Fall würden universitäre Personen unter Generalverdacht oder ähnliches gestellt – absurd! Obwohl… für Leute wie Herr Schäuble oder Herr Beckstein liegt universitär wohl auch verdächtig nahe an parasitär. Kann nicht angehen.

Sich mit gesellschaftlichen, ethischen, moralischen oder politischen Themen in einer Universität zu befassen, ist prinzipiell auch unerhört. Hinterfragen oder: Überhaupt Fragen zu stellen — bitte nicht gerade in diesen Häusern. Dafür haben wir doch an anderer Stelle absolut fähige Leute, die schon wissen, dass Diskurse Einbahnstraßen sein müssen. Alles andere wäre auch zu gefährlich.

Wo leben wir denn hier?


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