auch schlafen ist eine form der kritik

Breaking Bad

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Walter White ist 50 Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn. Seine Ehefrau Skylar ist Hausfrau, vertickt in ihrer Freizeit Sachen auf eBay und ist erneut schwanger. Obwohl er auf dem Gebiet der Chemie brilliert, hätte Walter mehr erreichen können, doch nun ist er lediglich Chemielehrer der örtlichen Highschool. Das Geld ist im Hause mehr als knapp, weshalb Walter zusätzlich einen Zweitjob in einer Waschstraße annimmt. Eines Tages bricht er während der Arbeit zusammen und erhält daraufhin vom Arzt die Diagnose. Lungenkrebs.

Selbst mit erfolgreicher Chemotherapie gibt der Arzt Walter bestenfalls einige Jahre. Mit diesem Schicksal konfrontiert, ist Walter um das weitere finanzielle Wohlergehen seiner Familie besorgt und sucht nach Wegen, in kürzester Zeit möglichst viel Geld zu verdienen. Dank eines ehemaligen Schülers und seines nervenden Schwagers kommt Walter eine Idee: er steigt ins Methamphetamin-Geschäft ein. Walter braut Crystal Meth.

Schwärzeres Weeds

Bryan Cranston ist den meisten wohl noch von Malcom in the Middle her bekannt. Sein dortiger Charakter Hal, der leicht vertrottelte liebenswerte Familienvater, war für mich eigentlich immer einer der Hauptgründe, die Serie einzuschalten. In Breaking Bad hält Cranston wieder das fiktive Familienzepter in der Hand, ist aber weit von bekannten Slapstick-Einlagen entfernt.

Überhaupt erinnert die Serie an Weeds. Nur eben mit Meth. Dementsprechend gilt: wo die Serie um die alleinerziehende Mutter Nancy oberflächlich nach jedem potentiellen Witz innerhalb der Tragik greift, zielt Breaking Bad primär auf die tragischen Momente. Es geht ernsthafter und subtiler zu, so dass die kleinen humoristischen Einfälle geradezu spartanisch den hoffnungslosen Handlungen der Protagonisten beigemengt werden, ohne in den Vordergrund geschoben zu werden.

Man nennt es bisweilen Leben

Zum Beispiel bekommt Walter, nachdem ihm sein Arzt die Diagnose mitteilt, alle weiteren Erklärungen nicht mehr mit. Stattdessen starrt er hypnotisiert auf den blütenweißen Kittel des Mediziners, konzentriert sich auf einen darauf befindlichen Senffleck und verspürt den Drang, es den nun völlig irritiertem Mann zu sagen. Es ist einer der vielen ruhigen Momente, der die Serie bewusst von vergleichbaren Shows abhebt. Die Tragik findet sich nicht im Humor, genauso wie sich der Humor nicht in der Tragik findet. Beides ist immer und überall vorhanden, lediglich die Gewichtung variiert von Fall zu Fall.


3 Antworten

  1. zwetschgo

    Vielen Dank für den Tipp. Verfolge die Serie jetzt auch mit Genuß. Hat ein bißchen was von American Beauty, wie ich finde.

  2. Wie immer gern geschehen. Und ja, die thematische Verwandschaft zu American Beauty sehe ich da auch. Zumindest was die Motivik der Selbstreflektion sowie die Familienthematik beider Protagonisten angeht. Die Suche nach Glück schwingt allerdings nur bedingt bei Breaking Bad mit. In der Hinsicht sind beide Charaktere ziemlich konträr zueinander angelegt.

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