auch schlafen ist eine form der kritik

»Dead Like Me: Life After Death«

Wie leicht doch Vorsätze umgeworfen werden können. Vor mehr als einem Jahr, als ich zum ersten Mal davon hörte, dass ein DVD-Film von Dead Like Me in Produktion ist, zwei der Hauptdarsteller jedoch für diesen nicht zur Verfügung stünden, wollte und konnte ich mich mit der Idee, den Film auch anzuschauen, nicht anfreunden. Nun tat ich es doch, in Gesellschaft und in leiser Hoffnung, dass er vielleicht doch überraschen würde.

Man ahnt es schon: er überraschte nicht, er bestätigte einzig Befürchtungen. Leider.

Der Inhalt

„Dead Like Me: Life After Death“ – DVD-Cover

Fünf Jahre sind also seit der letzten Serienfolge vergangen. Rube, der traditionelle „Aufseher“ und zugleich die Vaterfigur der Reaper-Gruppe um Georgia Lass, ist verschwunden und deren gemeinsamer Treffpunkt, das „Der Waffle-Haus“, liegt niedergebrannt in Schutt und Asche. Sogleich erscheint mit Cameron ein neuer Reaper als Ersatz auf der Bühne. Cameron scheint modern, lebt in Luxus und lässt seine Untergebenen daran teilhaben. Über kurz oder lang verleitet er so die ihn untergebenen Seelenfänger, mit Ausnahme Georges, zu eigensüchtigem Verhalten. George selbst muss neben beruflichen Problemen auch mit der Tatsache umgehen, dass ihre Schwester wieder in ihr (Un)Leben tritt.

Uuch!

Uuch! möchte ich onomatopoetisch das Gefühl am Ende des Films ausdrücken, ein simples ein fader, sehr fader, Nachgeschmack scheint mir hierfür nämlich viel zu schwach zu sein. Schrecklich. Ein fürchterliches Herumtreten auf dem nicht mehr ganz so frischen DLM-Grab. Dabei sind die äußeren Umstände nicht einmal am schwerwiegensten — dass mit Rube die eigentliche Seele der Serie nicht mehr anwesend ist: geschenkt. Dass die Rolle der Daisy Adair mit einer neuen Darstellerin überaus schlecht gecastet worden ist: geschenkt. Nein, die Probleme dieses Serienanhängsels in Filmform ergeben sich vor allem aus dem Inneren.

Das Skript ist dahingeklatscht. Wirklich. Das ist keine einfach so leichtfertig gemachte Aussage. Die ersten 10 Minuten sind Exposition und Wiederholung zugleich, fast wortwörtlich aus dem Pilot übernommen und mit einigen Anpassungen hinsichtlich der vergangenen fünf Jahre im Serienuniversum versehen. Verständlich in Hinblick auf ein potentiell neues Publikum, langwierig für ehemalige Serienfans. Für jene hat man hier und da Referenzen zur Serie eingestreut, die eigentlich keine sind. Sie sind Aufguss bereits gesehener Szenen, nur mit variierten Charakteren. Lieblos.

Überhaupt hat man sich die innere Serienlogik so zurechtgebogen, wie es das mit Logikfehlern und erzwungenen Zusammenhängen behaftete Skript gerade verlangte: Die Reaper haben nun für ihre Mitmenschen plötzlich doch wieder eine andere Erscheinung. Denn dieses Re-Retcon (in der Serie war dies zuerst der Fall, wurde im weiteren Verlauf jedoch fallengelassen) ist von Nöten, um spätere Szenen leidlich funktionieren zu lassen. Als Beispiel für all die abstrus-konstruierten Handlungen sei nur die Szene zwischen George und ihrer Schwester erwähnt: Beide fahren in Georges Wagen. Die Schwester ist der festen Überzeugung, die neben ihr am Steuer sitzende Frau sei George (sie sieht ja, retconning sei Dank, nicht mehr so aus). Um nun George dazu zu bringen, diesen Umstand ihr gegenüber zu gestehen, droht sie damit aus dem fahrenden Wagen zu springen (sic!). George sieht sich – mit diesem Ultimatum konfrontiert – außerstande, den Wagen einfach anzuhalten (so als Fahrerin…) und gesteht ihre wirkliche Identität (schon in der Serie thematisiert, mit der Erkenntnis, es um jeden Preis nicht zu tun) der kleineren Schwester. Wenn sich das haarsträubend liest, dann hat man eine ungefähre Vorstellung davon, was ich beim Anschauen vieler Szenen des Films empfunden habe.

You should’ve known better and you…

Der DVD-Film ist ein Fausthieb in die Magengrube all jener, die die Serie geliebt haben. Er schlägt in dieselbe Kerbe all jener post-Serienveröffentlichungen, die im Prinzip jeglichen kreativen und narrativen Anspruch zugunsten ihrer cash cow-Mentalität abgeworfen haben (Sex and the City: The Movie, anyone?). Nicht nur die äußeren Umstände sowie die inneren Skriptschlaglöcher stoßen ab. Rein narrativ wird der toten Serie nichts hinzugefügt. Keine neue Perspektive, keine neuen Gedankengänge– nichts. Same old, same old. Wenn das Alles doch wenigstens die Qualität einer beliebigen Folge der Serie haben würde oder auch nur annähernd an eine solche heranreichen würde, hätte es mich schon zufrieden gestellt. Aber so ist es einfach nur traurig und enttäuschend.

Dabei hätten gerade hier die Macher wissen sollen, dass der (Serien)Tod unvermeidbar war und man Tote mitunter wirklich ruhen lassen sollte. Gerade dann, wenn sie es sich zuvor nach kämpferischen Versuchen letzten Endes verdient haben.


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