auch schlafen ist eine form der kritik

Horizon Zero Dawn

Von den letzte paar Open World Spielen, denen ich meine Zeit anvertraut habe, war Horizon Zero Dawn durchweg das kurzweiligste.

Pfeil. Bogen. Robotertierchen. Geht immer.
Ich bin im tiefsten Inneren ja dauerhaft 12 Jahre alt.

Story

Die Scifi Geschichte macht einen kleinen Spagat, um das Szenario herbei zu fabulieren und glaubhafter zu machen und hangelt sich dabei an den diversen Klischees entlang, aber sei’s drum. Was man den Machern äußerst positiv bescheinigen kann, ist, dass sie die Lücken der Geschichte für ein AAA Spiel recht nett hin und wieder mit einer schnipselhaften Tiefe auffüllen. So habe ich mich oft dabei erwischt, Aloy virtuell stillstehen zu lassen und lieber den Audiologs und Co. zu lauschen. Die haben bei mir in ihrer Gesamtheit und Überfülle für eine viel bessere Atmosphäre gesorgt.

Außerdem kann ich Jans Beobachtungen teilen. Zumal meine erste Antwort auf die Frage der besserbesten Hälfte, wie das Spiel denn bisher so wäre, ein kurzes Gut, bisher. Alle Männer sind entweder Nichtsnutze oder Arschlöcher war. Aloy wird von ihrem Stamm ausgegrenzt. Und sie wird nach dem Verlassen ihres Stammesgebiets von den meisten NPCs nicht nur als Hinterwäldlerin abgesnobt, sondern eben auch als Frau. Und sie lässt sich den Mist dann meist entweder einfach nicht bieten oder reagiert mit gebührendem Sarkasmus und/oder klaren Analysen auf die Herablassungen.

Bis auf einige extreme Beispiele, sind die NPCs wiederum auch nur Produkte ihrer Umgebung und lernen ziemlich schnell, was sie an Aloy haben bzw. wie arschig ihr Verhalten oder ihre Vorurteile sind.

Technik

Im Gegensatz zu allen Reviews, die ich bisher so gelesen habe, ist die Technik des Spiels für mich eine gemischte Angelegenheit.

Die Welt ist wunderschön. Die Geografie, die (ein bisschen beschränkte) Fauna und vor allem die Flora sind phantastisch umgesetzt. Das Wind- und Wettersystem ist meist grandios und allgemein ist die Umsetzung mit das Beste, was man bisher diese Konsolengeneration so sehen kann.

(Wobei der Tag-Nacht-Wechsel irritierenderweise meist sehr… plötzlich geschieht.)

Was die Engine in meinen Augen gar nicht kann, sind eben die Charaktere. Die sind für mein Empfinden allesamt sehr plastik und leblos. Auch die häufiger angeführten Haareffekte finde ich jetzt nicht sonderlich gut. Wenn Aloys Haare beispielsweise in Zwischenszenen wild durch die Gegend tanzen, während alles andere wie festgeklebt wirkt, dann ist das für mich eher befremdlich und wirft mich aus der Immersion.

Darüberhinaus ist es schade, dass die Interaktion zwischen Charakteren und Welt wohl ziemlich auf der Strecke geblieben ist. Wasser sieht wie Folie aus und wenn Aloy damit interagiert, geschieht genau – nichts. Der Charakter wirkt weder naß noch verursacht sie irgendwelche Reaktionen. Fußspuren sucht man vergeblich und durch die schöne Flora wandert man, als sei ein noclip Cheat aktiviert.

Apropos Immersion. Während viele Aspekte des Spiels wirklich glattpoliert und für maximales Spielerleben optimiert sind, hapert es an anderen Stellen ganz gewaltig. Dialoge können sich ziemlich schnell, ziemlich unschön überlagern. Diverse Trigger werden bei vielen Aktionen nicht deaktiviert, so dass man beispielsweise plötzlich während eines Kampfes in eine Zwischensequenz kommt. Und so weiter…

Das sind alles keine großen Tragödien, aber ich wünschte, in der Hinsicht hätte man ebenso einen Perfektionismus angelegt. Das wirkt nämlich so, als hätte der Entwickler das Open World 101 verschlafen.

Alles in allem

Das war jetzt Rumkritelei auf hohem Niveau, denn im Grunde bleibt es dabei: Horizon Zero Dawn war und ist verdammt unterhaltsam.


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