auch schlafen ist eine form der kritik

voraussichtliche Kaudauer

Letztens schon bei den iA aufgefallen und nun durch den Eintrag von Markus auch explizit in den Feedreader gelangt: Die Angabe der Average Reading Time – der voraussichtlichen Lesezeit – über/neben Texteinträgen.

Markus hat seinen Eintrag zur Implementierung zwar schon richtiger- und passenderweise mit „Mein Dienst an die ADHS-YouTube-Kids“ betitelt, implementiert hat er es aber trotzdem. Und ich frage mich zum wiederholten Mal warum überhaupt diese Angabe? Hat sie tatsächlich irgendeinen Nutzen? Ich sehe zumindest keinen. Ein wirklicher Grund abseits eines „Weil man es eben machen kann“ will mir nicht einfallen.

Als Orientierungshilfe für den (potentiellen) Leser, damit dieser weiß, wieviel Zeit die Lektüre ihn „kosten“ würde, ist es doch vollkommen unnötig. Eine Kleinvariante der Featureitis in knapper Textform, wenn man so will.

Entweder der (potentielle) Leser ist Willens die Zeilen zu konsumieren, oder er ist es nicht. 3 Worte plus zusätzliche, ausgeschriebene Zeitangabe werden an der Einstellung bzw. Absicht nichts ändern. Zur Not weiß der Leser auch so bestens, wann er liest, beispielsweise Instapaper nutzt oder wann er es bleiben lässt und weiterklickt.

(Der Feed-Aspekt, hier die Verwendung von Volltext-Feeds, führt das Ganze noch weiter hin zur Sinnlosigkeit.)

Die Browser-Umgebung hält nicht vom Überfliegen des Textes (zwecks Einschätzung der Länge) ab. Lesekompetenz bezeichnet eben nicht nur den reinen Akt ansich. Selbst wenn man also zum Scroll-Überfliegen zu faul ist, ist der Scrollbalken ein wunderhübscher, ein unbewusster, sich stets im Blick befindender Indikator der Länge des Textes. Das darin Meta-Texte wie Kommentare eingeschlossen sind, kann dann wiederum auch durchaus von Vorteil sein.

Hält man nun weiter daran fest, dass diese Angabe irgendeinen relevanten und nützlichen Informationsgehalt beinhaltet, so muss man aufgrund der Art und Weise der Integration auf mancher Seite erst recht deren Sinn anzweifeln.
Exemplarisch anhand der iA-Seite: Die Zeitangabe wird nur auf der jeweiligen Eintragsseite angezeigt. Auf der Indexseite gibt es lediglich kurze Textanrisse mit Links. Wenn überhaupt, wäre die Angabe nicht gerade an dieser Stelle am sinnvollsten? Dem potentiellen Leser also diese „Info“ darzureichen an einer Stelle, an der er die Textlänge gar nicht abschätzen kann? Wenn, dann erscheint mir die Integration derartig noch am sinnvollsten.

Das schmeckt ein bisschen sehr schal.

Selbst wenn man obiges vernachlässigen, am wie auch immer gearteten Nutzen weiterhin festhalten möchte, so menge man unter dieser Prämisse einfach einige Bilder den gezählten Worten bei. Der Unnutzen irgendwelcher Zeitangaben verfließt in vollkommener Bedeutungslosigkeit.

Beispiel: „iABC“ (iA) mit angegebener „Average Reading Time: about 3 minutes“ – vielleicht, wenn ich alle 26 Bilder im Vorbeiscrollen lediglich ein paar Sekunden lang auf mich wirken lasse, statt mich mit ihnen und den Beschreibungen auseinanderzusetzen.

Ein Gimmick.


2 Antworten

  1. .

    Übrigens hat Instapaper die „Vorschau-Dauer“ noch eleganter gelöst: mit Punkten (Icons) auf der Artikelliste.

  2. Aber nicht auf der Website, oder?

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