auch schlafen ist eine form der kritik

AndersGleich. Dinge verunstalten.

Von Zeit zu Zeit werden hier Einträge hingekritzelt, die ein bisschen anders ausschauen und von mir bisher prätentiös unter der Bezeichnung individuell gestaltete Artikel – oder „igA“ – zusammengefasst werden. Ein paar wirre Gedanken dazu. Here we go.

Warum das Ganze?

Warum man Einträge gestaltet ist einfach zu erklären: Evolutionär gesehen ist uns dieses Verhalten als Jäger und Sammler genetisc— just kidding.

Ich vermute, dass es bei mir eng mit der Verwendung eines CMS vernüpft ist. Vor der Verwendung eines derer habe ich logischerweise händisch an Seiten gestrickt. Dann kamen die Content Management Systeme und damit – neben aller positiver Begleiterscheinungen (Inhalte, Inhalte, Inhalte) – der Verzicht auf jenen Aspekt der (technischen) „Gestaltung“. Mit dem ersten eingesetzten quasi-CMS, WordPress, verlagerte sich diese vielmehr auf die Themeerstellung. (Als künstlerisch vollkommen untalentierter Mensch war und bin ich für diesen technischen Halb-Ausweg übrigens immer wieder aufs Neue dankbar.) Bis vor ca. 2 Jahren erschienen diese Seiten hier jedes halbe Jahr also in einer anderen Aufmachung. Das Verhalten endete mit dem gegenwärtigen leerraum-Theme und verlagerte sich wiederum auf Plugins, Module und was sonst immer gerade anlag; verlagerte sich mehr auf die technische Seite.

Über ben_ bin ich irgendwann auf Christians Blog gekommen, der zumindest in meiner unmittelbar erlebten Blogosphäre den Anfang mit derlei Gestaltungen machte. Und irgendwann wollte auch ich zumindest die Möglichkeiten für soetwas im eigenen Haus und Garten schaffen.

Vielleicht sind die „gestalteten“ Einträge somit u.a. eine Rückbesinnung auf einen Teilaspekt der mir unbewusst gefehlt hat. Es ist inmitten der Umgebung eines CMS das fortgesetzte Herumexperimentieren mit Hilfe von HTML und vor allem CSS. Ein (zumindest so empfundener) Ausbruch aus der u.a. aufgrund des CMS selbstdiktierten äußeren Gleichförmigkeit. Und der Hang zum Minimalismus, so ist es zumindest meine Erfahrung, birgt in sich selbst stets die konsequente Inkonsequenz, ihm zugleich ständig Paroli zu bieten. Wie auch immer „gestaltete“ Einträge sind folglich eine Ausformung jenes Umstandes.

Der Ablauf

Es wäre toll, wenn Form und Inhalt bei der Erstellung dieser Einträge eine Balance halten würden. Aber nach bescheidenenen 10 Einträgen merke ich, dass bei mir Ersteres häufig im Gesamtprozess letzten Endes dominierend ist. Ich glaube mich zu erinnern, dass einzig beim Eintrag zu Moon der Text schon in wirrer Vollendung fertig dastand, bevor die Heirat mit einem anderen Stylesheet vollzogen wurde. Und selbst bei einem solchen Fall wird der Text noch beständig verändert (weitere Absätze hinzugefügt und damit einhergehend mancher Satz umgestellt), wenn er damit besser „ins Bild“ passt.

Umgekehrt gab es bisher nur einen Eintrag, bei dem ich das Layout schon vor dem geistigen Auge hatte, bevor überhaupt nur eine Taste gedrückt worden ist. Die Fensterrahmen auf dem Poster zu Up in the Air schrien mir schon bei erster Betrachtung ein lautes „Textraster!“ entgegen.

Meist ist es also ein work in progress: das Thema steht fest und der Wille darauf aufbauend etwas zu basteln ebenso. Manchmal ist der Drang zur Bastelei Auslöser, manches Mal das Thema. Jedenfalls wird dann Stück für Stück gebaut, eingerissen, wiederaufgebaut, wieder eingerissen… bis irgendwann etwas in diesen Kreisläufen herauskommt. Immer noch unfertig – denn wie kann etwas Selbstgeschaffenes jemals der eigenen Kritik standhalten? – aber zumindest soweit, es hier reinzustellen.

Christian hat auf seinem Blog einmal hinsichtlich der speziellen Layouts geschrieben, dass er mit der Zeit und dank eines ordentlichen technischen Unterbaus zu einem Rhythmus gefunden hat und die Erstellung solcher Einträge nicht mehr soviel Zeit wie am Anfang frisst. Bei mir herrscht nach wie vor in diesem Zusammenhang Chaos. Chaos im spezifischen Ursprung, der Ideen- und der technischen Umsetzung. Mir gefällt das wiederum. Wenn ich darüber nachdenke, bevorzuge ich dieses Chaos. Ich würde keine Routine im Ablauf wollen. Denn wäre sie nichts weiter als eine weitere systematische Gleichförmigkeit, aus der ich doch gerade zeitweise austreten wollte?

Der Prozess soll vielleicht unausgegoren, chaotisch und schwankend sein. Er muss es für mich persönlich vielleicht auch sein, damit ich an solchen Einträgen auch weiterhin Gefallen finden kann.

Die Technik

Realisiert wurde das Ganze hier (Drupal) bisher durch ein simples CCK-Feld und eine entsprechend angepasste node.tpl.php im Theme-Ordner, welche das jeweilige Stylesheet und/oder Javascript hinzufügt. Alle notwendigen Dateien (Stylesheets, Bilder, Javascript, usw.) liegen wiederum in ihren jeweiligen Unterordnern.

Sollte für einen solchen Eintrag also kein Stylesheet vorhanden sein oder doch einmal das Theme geändert werden, würde somit zumindest der eigentliche Text weiterhin angezeigt werden. Das ist zwar ein brauchbares Fallback, aber was ist mit den Einträgen, die letztlich mehr von ihrem Äußeren leben? Bei denen die Aussage oder der Sinn (oder wie auch immer man es bezeichnen mag) zum Großteil in ihrem Äußeren stecken? Diese Gedanken um eine wie auch immer geartete Beständigkeit (relativ zur ohnehin gegebenen Unbeständigkeit) habe ich somit gerne in die hinteren Kopfregionen verdrängt.

Nun hat sich ben_ letztens fast komplett htmlisiert. An statische Seiten hatte ich in zuvor schon gedacht und nachdem dort in den Kommentaren Markus schrieb, er habe da für sein WordPress ein entsprechendes Plugin am Start, dass ihm den Inhalt einer HTML-Datei in die WP-Seite pumpt, ging mir der Gedanke überhaupt nicht mehr aus dem Kopf.

Inzwischen realisiere ich hier jene Einträge direkt per Modul, damit wäre die Unbeständigkeit bei einem Themewechsel schon mal nichtig. Desweiteren wird nun bei vorhandener HTML-Datei im Unterordner des Eintrages selbige ausgegeben. In dieser werden die dynamische(re)n Seitenelemente wie Seitenlinks, Kommentare ect. ausgezeichnet und entsprechend vor der Ausgabe vom drupalschen System mittels einer Template-HTML ersetzt. About 50-50 ist aktuelles Beispiel dafür. Im Laufe der Zeit werde ich die anderen Einträge noch nach-htmlisieren. (Was notwendig ist, da bspw. die einzelnen Stylesheets noch auf den im Theme-CSS vererbten Deklarationen aufbauen.) „Probleme“ bereitet noch einzig das Kommentarformular, da es direkt und unumwunden von Drupal ausgeliefert wird. Ich weiß noch nicht genau, wie man auch hier mehr statische Gewissheit sicherstellen kann.

Überhaupt könnte das Modul noch zu einem richtigen, d.h. einem allgemein nutzbaren, ausgebaut werden. Mal schauen.

Begrifflichkeit

Unique Article Design, art directed blogging, visually enhanced blog entries – die Bezeichnung des Ganzen ist uneinheitlich und passt damit wunderbar zum Gegenstand. Was der eine darunter versteht, sieht der Nächste vollkommen anders. Ich hatte mich irgendwann zu Anfang ohne großartige Überlegung für die individuell gestalteten Artikel entschieden.

Doch die Bezeichnung ist mit all ihren 3 Bestandteilen nicht zutreffend, wie mir auffällt. Von hinten aufgerollt möchte ich ungern das, was ich hier auf diesen Seiten bisweilen in allen Wirrungen niedertippe, als Artikel bezeichnen. Das passt (mir) einfach nicht. Es bliebe deshalb noch der Beitrag, aber das ist ein Begriff, welcher mir weitaus stärker verhasst ist. Am Ende ist jeglicher Textversatz hier im eigenen Garten wohl schlicht ein Eintrag. Das fühlt sich passgerecht, relativ neutral und bescheiden an.

In der Mitte findet sich das gestaltet und schmeckt überhaupt nicht auf der Zunge. An diesen Einträgen ist nichts „wirklich“ gestaltet. Es steckt kein Wissen um Typographie- es stecken keine tieferen Überlegungen um Farbauswahl, Anordnung oder Verteilung dahinter. Sie fließen zumindest, soweit vorhanden, nicht mit ein. Es ist zum Großteil Intuition, die nur selten von bewussten Überlegungen beeinflußt wird. Das ist – denke ich – auch aus diesen Einträgen deutlich zu erkennen. Und es gefällt mir so und nicht anders.

Bleibt noch das individuell… … das ist sowohl im großen wie im speziellen Kontext nur noch redundant. Sort of a given, oder? Daher ein unnötiges Anhängsel. Die Einträge sind äußerlich anders, aber letztlich noch immer genauso individuell oder nicht wie alle anderen Inhalte hier im Garten.

Was bleibt somit als Alternative für igA? Die anderen Begrifflichkeiten scheiden für mich persönlich schon aus:

  • Art directed blogging klingt in den eigenen Ohren so schwulstig und eitel, dass es mir ein Graus wäre;
  • bei visually enhanced blog entries muss ich immer an ein simples Ctrl & + im Browser denken, das im Prinzip auf vielen Seiten auch schon potentiell visually enhancen würde…
  • Unique Article Design wäre für mich falsch, siehe die obigen Ausführungen. Zumal hier unique umso unpassender wäre, würde bei mir Rhythmus oder gar Routine bei der Erstellung einkehren.

AndersGleichEintrag? Das wäre zumindest zutreffender, wenngleich auch viel sperriger.


8 Antworten

  1. ben_

    „Warum man Einträge gestaltet ist einfach zu erklären: Evolutionär gesehen ist uns dieses Verhalten als Jäger und Sammler genetisc— just kidding.“

    Danke, Fym, so herzlich hab ich seit langen, langen, viel zu langen Tagen nicht gelacht.

  2. Wie ich hörte, gibt es nun auch ein neues WordPress Plugin für ADB:

    http://wordpress.org/extend/plugins/marctv-art-directed-blogging/

    😉

  3. Thomas

    Ehrlich gesagt verstehe ich den Vorher-(mit CCK-Feld und node.tpl.php)-Nachher(Modul)-Vergleich oder allgemein: den technischen Apsekt nicht richtig.

    Setzt du beim Vorher-Fall nicht schon bei der page.tpl.php an? Und wann passsiert das: „Sollte für einen solchen Eintrag also kein Stylesheet vorhanden“…?

    Zum Nachher-Fall: Dafür hast du ein Modul entwickelt…? Wo und wie speichert das denn die Informationen für einen Artikel.

    Mein Interesse rührt natürlich daher, daß ich mir seit dieser ganzen ADB- / igA-Bewegung auch Gedanken zum Thema mache. Aber nie so konkret, weil irgendwie weder Zeit, Geduld oder sagen wir: Talent für das A bzw. G vorhanden sind 😉

  4. fym

    ben_: 🙂

    Marc: Hehe, wirb ruhig. Aber mich wundert es ja schon, dass du da keine „dauerhaftere“ Umsetzung hast. Hattest du nicht zuvor stets sinngemäß geschrieben: „Wofür das alles? Das ist doch nicht von Dauer“? 😉

    Thomas: Das ist von mir in der Tat ein bisschen wirr und verkürzt geschrieben. Ich kann nicht versprechen, dass es jetzt im Folgenden besser wird, aber… Also: Vorher wurden die Einträge durch ein entsprechende Angabe im CCK-Feld (= Unterordner zum jeweiligen Eintrag) und einem drupal_add_css() in der node.tpl.php bewerkstelligt. (Bei der node.tpl habe ich wohl deshalb angesetzt, nehme ich an, weil man dort für gemeinhin die Daten aus dem node-Objekt händelt. Das erschien mir zumindest damals naheliegend.)

    Und wann passsiert das: „Sollte für einen solchen Eintrag also kein Stylesheet vorhanden“…?

    Hoffentlich passiert es nicht. Ich hatte es wohl nur geschrieben, weil es mir in dem Absatz um die Dauerhaftigkeit der AndersGleichEinträge ging. Wie oben geschrieben, liegt das Problem bei meinem „Vorher-Fall“ am Ansatz auf der Theme-Ebene; hätte ich das Theme gewechselt, wäre die igA-/AGE-Funktionalität erstmal dahin gewesen bzw. hätte erneut eingebaut werden.

    Das Modul macht nun nichts großartig anders (die CCK-Felder werden weiterhin genutzt, daher speichert das Modul nichts zusätzlich) außer, dass es die ganze „Logistik“ auf der Modulebene ausführt. Um den Ablauf/Vorgang, so wie er momentan existiert, zu skizzieren:

    AGE + Stylesheet aber keine vorhandene HTML-Datei= Stylesheet wird inkludiert, das war’s. Wie zuvor also, nur auf Modulebene.
    AGE + Stylesheet + HTML-Datei = Modul hakt sich ins Template-System von Drupal rein; die HTML-Datei wird per eigener page.tpl „bearbeitet“ und ausgegeben. Selbiges wird für eventuelle Kommentare gemacht.

    That’s it. Das Modul könnte noch insofern erweitert werden, als dass es wirklich in Abhängigkeit zum CCK gesetzt wird (oder bei nicht installiertem CCK eine Alternative anbietet) und Optionen zum verwendeten Verzeichnis/field_[name] anbietet. Also so erweitert, dass es out of the box Funktionalität anbietet.

  5. @fym

    Also natürlich ist das eine nachhaltige Lösung. Ich generiere damit einen CSS Namespace und kann auch durch das PLugin per JS die Styles an und abschalten. Außerdem referenziere ich CSS-Dateien und schreibe die Styles nicht in eine Datenbank. Weiterhin hat jeder Artikel einen Ordner wo alles drin ist.

  6. fym

    Marc: Selbst wenn du das verwendete WP-Theme ändern würdest und das Markup verschieden und mit anderen IDs und Klassen versehen wäre, würden diese Einträge noch so aussehen wie momentan?

  7. Nein. Das nicht. Deswegen mache ich ja auch eine Art „ADB Light“: Ich erstelle hauptsächlich immer gleich große body bg images die werden immer überleben. Alles andere versuche ich nicht anzufassen. So kann ich später wenn wir 400DPI Auflösungen haben die immer noch als Teaserimages benutzen.

  8. Thomas

    @fym: Danke für die ausführliche Antwort!

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