auch schlafen ist eine form der kritik

Abriss

Was in letzter Zeit dort filmisch in die Augen trat und nun hier ein paar Buchstaben hinterlässt.

Adventureland

Die 80’er. James (Jesse Eisenberg) hat seinen Abschluss in brotloser Kunst (vergleichende Literaturwissenschaft) in der Tasche, freut sich auf seine Reise nach Europa und das anschließende Journalismus-Studium in New York, als ihm seine Eltern mitteilen, dass die Familie ihn finanziell nicht unterstützen kann. James nimmt für den Sommer einen Job im hießigen Vergnügungspark, Adventureland. Die Romanze stellt sich ein, als er dort Emily (Kristen Stewart) trifft. Es kommt, was das Genre vorschreibt.

Und trotzdem sticht Adventureland ein wenig aus der Masse heraus. Zumal der Werbespruch, der Film sei vom Regisseur von Superbad, einen falschen Eindruck vermittelt. Adventureland ist viel melancholischer, ruhiger und – ja, durchaus – erwachsener als jener vorherige Film.

Erwachsener zu sein als Superbad ist zugegebenermaßen auch keine wirkliche Herausforderung. Dort geht es um Sex, hier um das Leben. Zwar bedient sich Adventureland fast aller gängigen Klischees der Sparte Coming of age, dreht diese aber so, dass sie einfach passend und stimmig wirken, denn vollkommen sinnlos aufgesetzt. Weiterer Pluspunkt: Die Erkenntnis, dass Kristen Stewart abseits aller funkelnder Diamant-Vampire ja doch bisweilen den Hauch eines Schauspielvermögens besitzt.

Funny People

Judd Apatow versucht sich nach allem Klamauk (u.a. oben erwähntes Superbad) mit Funny People an ernsteren Themen. Heraus kommt dabei ein knapp 2½-stündiger Film mit Adam Sandler und Seth Rogen. Himmel, was für ein zäher Klumpen an suggerierter Theatralik.

Sandler gibt George Simmons, einen überaus erfolgreichen Comedian, welcher an einer selten Form der Leukämie erkrankt und während seiner Behandlung feststellt, wie furchtbar einsam er ist. Seth Rogen gibt den bisher erfolglosen Jung-Comedian Ira, der für George arbeitet und mit der Zeit ihn ihm seinen Mentor findet. Am Ende haben alle Charaktere irgendwas über sich selbst und ihr Leben gelernt. Ich als Zuschauer auch: Wenn Apatow, Sandler, Rogen und Drama draufsteht – verbringe die Zeit mit dir wichtigeren Dingen.

I Love You Philip Morris

Russel (Jim Carrey) ist Polizist, Vater und Ehemann. Und schwul. Nach einem Autounfall verlässt er seine Familie, um nach 40 Jahren endlich er selbst sein zu können. In Miami lebt er zusammen mit seinem Freund ein luxuriöses Leben, bis er merkt, dass ein solcher Luxus vor allem eines bedarf: Geld. Seine Karriere als Conman, Schwindler und Hochstapler beginnt. Über kurz oder lang wird er gefasst und landet im Gefängnis. Dort trifft er Phillip Morris (Ewan McGregor) und verliebt sich Hals über Kopf. Von nun an zählt für Russel einzig, dass die beiden für immer zusammen bleiben.

Wenn nicht schon nach The Truman Show oder Man on the Moon, so musste man Jim Carrey spätestens nach Eternal Sunshine of a Spotless Mind ja alles zutrauen. In I Love You Philip Morris (wo ist da eigentlich das Komma?) macht er aber im Grunde nicht viel mehr als das, was er bisher in seinen reinen Comedy-Filmen getan hat. Während der Film im Grunde also nichts grundlegend anders macht, als all die Carrey-Streifen zuvor, lebt er eindeutig von der Chemie seiner Hauptdarsteller und der Inszenierung. I Love You Philip Morris erinnert in dieser nämlich an The Informant.

Alles in allem ein unterhaltsamer Film, der gerade von der Chemie zwischen Carrey und McGregor lebt und sich fast schon im Alleingang wegen ihrer „Darf ich zum Tanz bitten“-Szene im Gefängnis gelohnt hat. Das Süßeste, was ich in letzter Zeit gesehen habe. Empfehlenswert.


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