auch schlafen ist eine form der kritik

reactio reductio flattrum

Gestern war Zahltag bei Flattr. Wie es sich für einen mündigen Netizen gehört, lege ich mich hier, ganz knapp, offen:

Unterm Strich habe ich keine 17,54 Euro bekommen. Erstmal Danke!

Zugegeben, ich war trotzdem ein wenig enttäuscht, hatte ich doch mit Null Euro nicht gerechnet. Nicht einer hat meine nicht vorhandenen Flattr-Buttons geklickt. Leute, das kann doch nicht sein. Warum? Sind die Artikel so schlecht und uninteressant?! Ist euch der Klick zu anstrengend? Wollt ihr mehr Katzen? Biete ich denn keinen Qualitätsinhalt? Bitte, das soll nicht anklagend oder wehleidig klingen, man kann schließlich über alles reden und Kompromisse schließen. Ich möchte einfach nur den Grund erfahren, weshalb ihr mein Ego in voller Absicht dermaßen brechen wolltet?

… …

Njanungut, es hilft ja alles nichts. Als Randnotiz und weitere grenzenlose Offenlegung sei deshalb noch festgehalten, dass ein, zwei meiner getippten Kritzelhaufen mittels der üblichen Kanäle weiterempfohlen wurden. Das ist schön, das freut mich, das ist der Grund, warum ich das hier in meiner Freizeit mal angefangen habe. Aber inzwischen kann ich euch als mündiger Netizen offen sagen: euer Geld wäre mir lieber. Wofür habe ich mich schließlich bei Flattr nicht angemeldet? Ich habe doch inzwischen Luft geschnuppert, Hoffnungen aufgebaut; kurz: Ich habe inzwischen gefühlt nichts zu verschenken.


4 Antworten

  1. ben_

    gran-di-os-est

  2. Ich habe meinen Fck Flattr Artikel eingestampft, um nicht wieder der nörgelnde Buhman zu sein, aber deine Aussage hier, gibt meiner Vermutung recht. Grundsätzlicher Makel: nur Nutzer des Dienstes können zahlen. Hier badet man wieder im eigenem Saft sozusagen, was das Potential um ein Vielfaches einschränkt. Flattr ist die moderne Form des „Ich geb dir ein Bier aus“ nur anonymer und somit für mich uninteressant. Besonders für Autoren ist so ein System der Tod, besonders wenn man mehrere Blogs betreibt, weil es am Ende eben doch wieder in der Jagd nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner endet. Für Nischenthemen kann so ein System nicht funktionieren, weil die kritische Masse derer fehlt, die dann eben wirklich bereit sind zu zahlen.

    Flattr bietet effektiv vier Hürden für den Nutzer. 1) Er muss bereit sein zahlen zu wollen 2) Er muss sich anmelden 3) Er muss Inhalt komplett lesen 4) Er muss ihm gefallen. Unter 1000 treuen Lesern, braucht man so ein System nicht testen. Da sind einfach zu viele Hürden im Spiel. Flattr ist verstecketes und/oder geschöntes Betteln und in seiner Form für mich die schlechtere Alternative einfach regelmäßig einen Spendenaufruf per Paypal zu machen. Ich bin für Bezahlung guter Inhalte, aber Flattr ist keine Alternative. Man kann keine einzelnen Artikel als Basis für ein Bezahlsystem nehmen, mit dieser Formel sind selbst große Verlage schon auf die Nase gefallen.

  3. Ich glaube, dem Dienst muss einfach noch etwas Zeit gegeben werden, damit sie ihre Hürden dort abbauen oder vereinfachen oder verständlicher wie auch immer.

    Dann findet es evtl. größere Verbreitung.

    Ich bin jedenfalls jetzt auch dabei und hätte Dich ab heute hin und wieder geflattrt 😉

  4. fym

    Die kommentierende Replik war schon halb fertig, da hab ich aufgehört zu tippen und alles wieder gelöscht. Das können andere besser durchexerzieren und haben das auch mehrheitlich schon. Christian hat ohnehin schon die Punkte genannt, auf die ich mich eingeschossenen hätte. Daher jetzt einfach (relativ) kurz-subjektiv:

    Abgesehen davon, dass die obigen Bedenken auch für mich gelten und ich mich von Anfang an fragte, wieviel Sinn so ein unweigerlich homogenes Grüppchen machen kann, ist meine Abneigung gegenüber Flattr im Grunde ideologischer Natur. Das mag blöde, unfair und sonst was sein, ist meiner Subjektivität aber trotzdem egal:

    • wie es ben_ an anderer Stelle auch schon anriss: Flattr bringt mit voller Kraft eine monetäre Dimension in einen Bereich, den ich nicht als Teil einer solchen auffasse; den ich einfach nicht damit vermengt sehen will. Ich bin finanziell geradezu am Tauchen und würde trotzdem nicht Flattr einsetzen oder ähnliche Methoden hier einbringen. Dafür ist mir mein Garten in seiner Armut einfach zu… kostbar.
    • Schon häufiger in Repliken und Co. gelesen: Bei Flattr ginge es ja in erster Linie nicht um Geld, sondern um Anerkennung. Bullshit. Natürlich geht es um Geld. Es geht um Geld als Form der Anerkennung. Und das ist erst recht Bullenscheiße. Wenn es den Nutzenden um Anerkennung ginge… delicious, Google Shared Items und Co. – hell, selbst der Facebook Like-Button. Wer Flattr nutzt und irgendwas von „Anerkennung“ faselt, beschönigt in meinen Augen.
    • automatisch findet sich in einer solchen Dimension wieder der Mittelsmann. Flattr verdient als Gatekeeper an einem Bedürfnis, dass man im Grunde auch ohne sie befriedigen könnte. Das ist den Menschen aber wiederum allen Anschein nach zu unaufgeregt/aufwendig/wasauchimmer
    • Wer teilnehmen will, muss bereit sein einzuzahlen. Die schon erwähnte homogene Gruppe. In Verbindung mit obigem Gerede von wegen Anerkennung schmeckt das für mich einfach sehr, sehr schal.

    Aber bevor ich hier die Textlänge der vorherigen halben Replik erreiche – genug mit den Worten (Sakrileg!). Stattdessen 3 Momentaufnahmen in Bildform. Ich weiß, was ich aus ihnen heraus- und mit Sicherheit ebenso hineinlese.



    Menschen.

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