auch schlafen ist eine form der kritik

Bedingungsgefühl

Ein Werbebanner von Compassion International. Für deren Patenschaftsprogramm.

Je länger ich das auf mich wirken lasse…

… vielleicht bin ich nur zu zynisch.

Vielleicht— auch nicht…?

Abgesehen davon, dass 1:1-Patenschaften eventuell gegenteilige Wirkungen, in Hinsicht auf die jeweiligen lokalen Gemeinschaften, haben könnten; abgesehen davon, dass individuelle Patenschaften höhere Verwaltungs- sowie Personalkosten auf Seiten der jeweiligen Organisation nach sich ziehen; abgesehen davon, dass Kinderpatenschaften bzw. die Werbung mit diesen für mich immer ein wenig anrüchig duften; selbst von all diesen Dingen abgesehen, kann man sich bei Compassion (mit gedachten 5 Ausrufezeichen) für individuelle Kinder entscheiden. Die Bilder und Auswahl dienen sicherlich einzig der mitleidigen Entscheidungshilfe.

Auf deren Seiten weitergelesen:

How does Compassion choose which countries to work in?
God’s leading. Each decision about a new country is wrapped in prayer. No country is selected unless the responsible staff are convinced of God’s leading and blessing.

Need. Compassion works in some of the world’s poorest communities. Local church partners then select the children in their communities who have the deepest need to participate in our program.

Do children have to become Christians to continue receiving help from Compassion?
No. Children are welcome to participate in a Compassion project regardless of their faith. Compassion’s program, however, is unapologetically Christian and every Compassion project is connected to a Christian church or ministry. We want children to have the opportunity to see living faith in action, hear the gospel and be discipled in the ways of Christ. But neither they nor their families are under any compulsion to become Christians.

Schon klar. Man sei zwar kompromisslos christlich in der eigenen Ausrichtung, aber einen Zwang gibt es natürlich nicht. Es entscheiden ja nur die von Compassion ausgewählten und damit auf Linie befindlichen lokalen Kirchen- bzw. Kirchenträger darüber, wer in das Programm aufgenommen und gefördert wird. Diversität war schließlich schon immer fester Bestandteil missionarisch-tätiger Religionsgemeinschaften. Überhaupt sind die spezifischen Vorteile für Kinder in dem Patenschaftsprogramm wertig niedergeschrieben.

Compassion International führt auch eine AIDS Initiative. Beim Lesen des Unterpunktes „How the AIDS Initiative Works“ drehen sich jedoch ein paar Innereien um sich selbst. Es ist das bekannte, neu-alte Mantra. Unter „Prevention Activities“ sind Präventionsansätze gelistet, die durchaus Sinn machen. Dann kommt der Zusatz:

Note: Compassion funds will not be used to purchase or promote the distribution of condoms. The message of „safe sex“ to youth is contradictory to the Biblical message of sexual purity.

Figures. Natürlich sieht man sich bestätigt, denn zuvor führt man – wie das häufiger getan wird – Uganda als Beispiel an. Vollzitat:

The strategic value of Compassion’s 700-plus local church partners in East Africa is clearly seen in the area of prevention education. These grassroots, local churches are well positioned to present the positive, life-giving message of „sex within marriage“ that African youth need to hear — and to which they do respond. Uganda, for example, has witnessed a decline in HIV prevalence from roughly 12 to 4.1 percent over the past decade and that decline is largely attributed to successful prevention strategies encouraging abstinence and faithfulness.

Das stimmt. Fast. Gut, nicht. Die momentane Rate liegt wohl eher im Bereich von 6-Prozent. Hinzu kommt der Umstand, dass man in Uganda in Anbetracht der massiven HIV-Infektionsrate Ende der 80’er und in den 90’ern auf die ABC-Strategie setzte – Abstinence, be faithfull, condoms. Außerdem muss man bedenken, dass es in den 90’ern eine hohe Anzahl AIDS-bedingter Todesfälle gab.

Aktuell sind die HIV-Infektionen wieder im Aufschwung. Die Regierung hat sich von der ABC-Strategie entfernt. Das C wurde aufgrund von an Bedingungen geknüpften Hilfsleistungen anderer Staaten und der verstärkten Einbeziehung des Inputs religiöser Gruppierungen kurzerhand wegrationalisiert. Schon 2008 standen 61000 AIDS-bedingte Tode geschätzen 110000 Neuinfektionen entgegen.

Mitgefühl und Mitleid soll das alles sein. Irgendwer hat unter propagierter Nächstenliebe den Humanismus aus der Gleichung genommen. Alles für IHN. Oder SIE. Je nachdem.


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