auch schlafen ist eine form der kritik

Blogoff #313

Das Schlimmste für mich an dem ganzen Wahlkram sind die Veranstaltungen/Presseerklärungen zum amtlichen Vorergebnis. In diesem Zeitraum, inmitten der jeweiligen ideologischen Räumlichkeiten, sind all die Dinge potenziert vorzufinden, welche mir sonst schon in kleineren Dosen die Nackenhaare aufrichten. Diese erklärungs- und pressetechnischen Ansammlung der heraufblickenden, ideologisch festgefahrene, konzentrierten Masse. Wie sich diese vor ihren gefühlten Bühnen versammelt, um ungeachtet des Ergebnisses einem Hare-Krishna-Happening gleich in ein Mantra zu verfallen, dass ihr Bewusstsein noch weiter vernebelt.

Das ist als Begleitung und in Kombination der Ansprachen ihrer Partei-Obersten immer Anschauungsbeispiel kognitiver Dissonanzen, wie man es in aller Theorie nicht besser konstruieren könnte. In NRW letztens zu begutachten:

„Die SPD ist wieder da!“

Wieder da. Punkt. Das befand Kraft inmitten des schlechtesten Abschneidens der NRW-SPD. Das schlechte Abschneiden der Anderen ist immer gut, doch nur in fortwährender kognitiver Dissonanz ist das rekursiv der eigene, positive Verdienst. Darin ist eine Abwahl von CDU/FDP immer eine Zusage zur SPD. Muss ja…

„Man gewinnt zusammen, und man verfehlt auch seine Wahlziele zusammen.“

Westerwelle bedankt sich zuerst (und fast möchte man meinen: einzig) bei den unkaputtbaren, unabbringbaren FDP-Wählern. Er wirkt mit durchgestrecktem Kreuze dastehend, wie eine mit größeren Scheuklappen versehene Sally Field beim Oscar, so dass man fast ein schluchzendes und gewesterwavetes I can’t deny the fact that you like me, right now, you like me! vernimmt. Währenddessen wird etwas mechanisch von einem Warnschuss, welcher gehört worden sei, heruntergeleiert. Man kann jedoch getrost davon ausgehen, dass er im Geiste noch bei den FDP-treuen Menschen feststeckt, die prinzipiell ihn, ihn! gewählt haben.

„Ein Ursachenbündel“

Helmut Stahl, CDU, kanalisiert den William Shatner in sich und leiert in ein- und ausatmender Stop&Go-Intonation die allgemeinen Phrase „Natürlich tut das weh“ herunter, die Größe und Verständnis suggerieren soll, doch stets von gespieltem, unterschwelligem Unverständnis beaufsichtigt wird. Ein Vertreter aus der „ja-aber-jedoch“-Sippschaft ist immer zugegen. Muss immer zugegen sein, damit die Dissonanz aufgelöst werden kann. Wir haben auch vieles richtig gemacht.

Die Anderen.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert