auch schlafen ist eine form der kritik

sich selbst festhalten

Unter dem zugeklebtem Papier fanden sie zwei Notizbücher. „Für euch, aber zugleich – irgendwann – für uns„, wurde ihnen dieses Geschenk erklärt. Sie sollten – so der dahinterstehende Gedanke – ihre Erinnerungen und Erfahrungen niederschreiben; eben das, was ihnen wichtig schien. Das niederschreiben, was für sie nach all den Jahren noch geradezu übermächtig in den eigenen Erinnerungen hervorstach. All das, was ihnen relevant schien. Durchblätterbare Erinnerungen für nachfolgende Generationen schaffen.

Bis jetzt ist keine der weißen Seiten durch Buchstaben verdunkelt worden. Es mag am Unwillen liegen, ich vermute aber, es ist eher die unterschwellige, die fahrige Angst vor dem eigenen Schwall an Erinnerungen und Reflexion. Die Angst vor dem Bleibenden und der familiär-öffentlichen Exposition.

Neuere Generationen von Kindern stünden mit solch einem Wunsch nicht auf dermaßen verlorenem Posten. Alles ist vergänglich, alles wird vergehen. Doch in dieser kurzen, so schönen digitalen Illusion der Beständigkeit versuchen wir trotzdem, wenigstens unsere Texte zu bewahren. Versuchen, den eigenen Zettelkasten in Form unserer Gärten mit uns zu nehmen. Und ich glaube, es würde mir nicht schwerfallen, diesen Zettelkasten zum rechten Zeitpunkt zu übergeben. Auf das er entweder ge—lesen wird oder noch einen weiteren kurzen Moment liegen bleibt, bevor er vergeht.

Schaut, das hat beschäftigt, das hat bewegt, das hat traurig gestimmt, das hat erfreut und erschüttert. Ein Teil. Von mir. Für dich. Vielleicht nützt er dir irgendwie auf deinem Wege.


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