auch schlafen ist eine form der kritik

Blogoff #228

Ich überquere ein paar Meter vor der Ampelanlage für Fußgänger die Straße, während selbige auf Grün schaltet. Grün hat auch der Fahrer des kleinen abbiegenden, roten Stadtflitzers. Er muss aufgrund meiner leicht verkürzten Überquerung schon etwas früher anhalten und deutet mir mit dezentem Hupen an, ich solle doch mal zu ihm schauen. Mache ich. Und sehe in der kleinen roten Blechbüchse ein langhaarigen, bebrillten jungen Mann (oder einen männlichen Jungen) sitzen, während meine Ohren aus dem Wageninneren gedämpfte Metal-Klänge vernehmen.

Wie ein brüskierter Beamter sitzt er also in seiner Metaldose und deutet mit entnervt-spitzfindigem Gesicht nebst Hand auf die Fußgängerampel (die nebenbei, wie geschrieben, ohnehin grün ist) drei Meter weiter. Ich habe zwar ein bisschen Verständnis und Mitleid, muss aber trotzdem schon innerlich schmunzeln. Obwohl sein Fahrtweg schon einige Zeit von meiner Anwesenheit befreit ist, gestikuliert er in gleicher pikierter Art weiter. Deshalb lächle ich ihn aufmunternd an, während diemetallenen Klänge aus dem Wageninneren nicht leiser werden, wie sie es eigentlich müssten. Mein Lächeln mutiert vollends zum breiten Grinsen, denn erst jetzt sehe ich auf seiner Frontscheibe bewusst den oben angebrachten Schriftzug.

Anarchy
— ein kurzer Moment und ich kann mich gegen mein lautes Lachen nicht mehr wehren. Er hingegen schaut etwas verwirrt. Da man aufhören soll, wenn es am schönsten ist, wende ich mich auf diesem humoresken Höhepunkt von seiner unbeherrschten Karosserie ab und gehe weiter. Menschenkinder.


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