auch schlafen ist eine form der kritik

Gewalte unserer Menschlichkeit

Wer es noch nicht gesehen hat, auf Fefes Blog gibt es die entsprechende Aufnahme nebst weiterführenden Links. Dieses Video verstört. Das aber nicht, weil ich bisher irgendeinen – in der Realität eben nicht haltbaren – suggerierten Gutglauben mein Eigen hätte nennen können und auch nicht, weil es im Gegenzug vielleicht vorhandenes Schubladendenken leider eindrucksvoll bestätigen könnte.

Nein, was mich an diesem Video verstört, ist ein Bild. Wörtlich. Ich bin in den entscheidenden Momenten (in der hochaufgelösten Version des Films) Bild für Bild gewandert, bis sich dieses eine auf meinem Bildschirm festsetzte. Kurz vor dem ersten Schlag, kurz bevor der Angegriffene jäh zu Boden geht, zuvor und später alles konfus, unscharf und verwischt ist— plötzlich erscheint dieses eine Bild. Dieses Bild, in welchem sich unklarer Nebel lichtet und wie aus dem Nichts aufklärt; sowohl das Gesicht des gerade Ausholenden, als auch das Gesicht des noch Ungetroffene sind in gespenstischer und verwaschener Schärfe zu erkennen. Dieses Bild bleibt.

Das Gesicht des Angreifers ist bis zum Bersten angespannt. Die Zähne fast schon gefletscht. Es verströmt aus jeder Pore ungehinderte Wut, Aggression und Animalismus. So angestrengt ist sein ganzes Wesen in diesem einen Moment, dass die Entscheidung fast unmöglich scheint: spricht daraus Hass oder Freud? Es ist verstörend. Wie nahe beide Gemütszustände äußerlich und innerlich doch liegen.

Das Gesicht des noch Unangegriffenen wirkt erschüttert, angsterfüllt und ungewiss. Sein Blick liegt weit vor ihm, im menschenfreien Raum – den hinter ihm liegenden Körper geradezu anflehend zu folgen. So schnell wie möglich. Nur weg hier.

Man möchte ihm verstört Recht geben.


Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert