auch schlafen ist eine form der kritik

»Watchmen«

Who watche– who watches the– … this movie?

Ich hab’s doch getan. Ja, obwohl ich es hätte besser wissen sollen.

Und ehrlich gesagt stoße ich mich nicht einmal grundsätzlich am Versuch, den Watchmen-Stoff verfilmen zu wollen. Das Bestreben eine literarische Vorlage in ein anderes Medium umzusetzen, zu konvertieren, ist legitim. Allein schon deshalb, weil hieraus – auf der Quelle aufbauend – etwas Neues entstehen, zumindest eine berechtigt-eigenständige Interpretation zum Ausdruck gebracht werden kann. Ein Teil der Vorlage geht häufig unter, verbrennt zu Asche, aus welcher jedoch zugleich wieder ein neues Teilstück entstehen kann. Was ist der literarische Prozess, der literarische Fortlauf denn anderes?

Das ist kein leichtes Unterfangen. Das zu tragende Kreuz ist der Konversion immanenter Gegenstand: Ein möglichst massentaugliches Werk, dass zugleich jedoch von einem Großteil der Fans und Liebhabern der Vorlage angenommen werden soll. Ein Balanceakt, bei dem man immer auf einer Seite das Seil unfreiwillig verlassen muss. Immer.

Das vorausgeschickt, bleibt zu attestieren: Snyder fällt mit seiner Verfilmung der Watchmen nicht links oder rechts vom Seil herab. Er springt mit ihr vom Seil ab, vollführt in der Luft einen unfreiwilligen Spagat und landet daraufhin mit gespreizten Beinen äußerst schmerzhaft auf dem Seil, bevor er in die Tiefe stürzt. Denn wenn etwas schwerer wiegt, als eine der oben erwähnten Gruppen zu entfremden, dann ist es absolute Inkonsequenz in der Umsetzung. Daraus ergibt sich der paradoxe Umstand, dass sich Snyders Film einerseits stilistisch extrem an die Vorlage hält, indem er „Umsetzung“ wirklich als 1:1-Kopie der Comicpanel versteht und diesen Umstand großartig hervorhebt, andererseits aber zugleich unzählige inhaltliche Abstriche machen muss, ohne dabei als Ausgleich eigene Interpretationsansätze einzubringen.

Der Film bleibt damit leblose, eine fehlerhafte Kopie, die nicht einmal in Ansätzen die Seele der Vorlage zu beinhalten scheint. Kalt wird das Nötigste heruntergespult, stets darauf bedacht, dabei ja keine noch so kleinen stilistischen Variationen und Ansätze unterzubringen. Mit einer Ausnahme: Dem Umstand, dass er Dinge, die in der Vorlage zumeist angedeutet bleiben (Sexszenen, blutige Gewaltdarstellungen ect.), aus ihrer Subtilität in die helle Offensichtlichkeit zerrt. Snyder zelebriert diese Momente, vielleicht aus dem irregeleiteten Wunsch heraus, durch sie diese unsere so dreckige Welt mit all ihren moralischen Fragen zu offenbaren. Doch am Ende bleibt es eine fragenlose Feier genau jener Elemente, die in Moores Comic Nuance und den Blick in tiefe Abgründe gebracht haben.

Das alles freilich vor dem Hintergrund, vor dem Wissen um die Vorlage. Darum, wieviel in dieser beschnittenen, in dieser gefühls- und kreativlosen Kopie verloren gegangen ist. Für den nicht vorbelasteten Kinogänger verbleibt am Ende möglicherweise trotzdem ein suggerierter Action-Blockbuster, der mehr zu bieten hat, als seine unzähligen gegenstandslose Genrekollegen. Dieser Umstand ist wohl aber Moores Geschichte, auch in ihrer kastrierten Form, zu verdanken, als den Verantwortlichen ihrer filmischen Verstümmelung.


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