auch schlafen ist eine form der kritik

Rückfallrate & Terror-Rechnung- plus Zuschlag

WASHINGTON (Reuters) – The Pentagon said on Tuesday that 61 former detainees from its military prison camp at Guantanamo Bay, Cuba, appear to have returned to terrorism since their release from custody.

„Pentagon: 61 ex-Guantanamo inmates return to terrorism“

Von 18 ehemaligen Insassen will man es genau wissen, bei den restlichen 43 vermute man es nur. Die „Rückfallrate“ (bis zum 24. Dezember letzten Jahres) wird mit elf Prozent angegeben, in einem Bericht aus dem März desselben Jahres waren es noch sieben Prozent.

Allein, dass schon von einer „Rückkehr zum Terrorismus“ gesprochen wird, unterstreicht das Selbstverständnis. So, wie es Dick Cheney erst vorgestern in einem Interview wiederholt zur Schau gestellt hat. Auf Guantanamo angesprochen, gab er darin zu bedenken:

The other key thing that people forget is that we’ve got a couple hundred very bad actors down there.

whitehouse.gov

Unschuldige? In deren Augen gibt es die in Guantanamo nicht. Zwar wurden anno 2007, nach den ersten fünf Jahren des Bestehens, nur vier Insassen angeklagt, einem der Prozess gemacht und nur acht Prozent überhaupt terroristischer Kampfhandlungen beschuldigt; 55% wurden nicht einmal feindseliger Taten gegen die USA beschuldigt und über zwei Drittel der Gefangenen wurden von der Nördlichen Allianz und pakistanischen Behörden ausgehändigt, zu der Zeit, in der die US-Regierung hohe Kopfgelder für potentielle Terroristen aussetzte (link) — aber was heißt das schon? Sie kämpfen halt wieder. Egal wofür, egal wogegen, egal wie (und für das Verteidigungsministerium kann die Wiederaufnahme des Kampfes auch schlicht bedeuten, dass sie sich öffentlich und verbal gegen die USA positionieren), es sind ja doch nur alle „schlechte Schauspieler“, nicht?

So schlecht, dass sie eben dazu gebracht werden müssen, dies auch selbst zu gestehen. Und dafür ist natürlich Folter die beste Art. Und die besten, die wirklich allerbesten, Methoden dieser Art schließen ein: nackt vor weiblichen Ermittlern zu stehen, Damenunterwäsche anziehen zu müssen, 18-20 Stunden nonstop „befragt“ zu werden, mit verbundenen Augen von Hunden eingeschüchtert zu werden und verbal Familienangehörige zu beschimpfen. Ist ja bekannt.

Wenn man sich nun die Zahlen vor Augen hält, sei es auch nur sehr gerundet und pseudo-statistisch, dann fragt man sich schon, woher diese angeblichen 61 „wieder“-gefährlichen Menschen kommen sollen. Zu Hochzeiten gab es in Guantanamo, nachdem die anfängliche Kapazität von 320 Gefangenen ausgebaut wurde, über 1000 Insassen. Mitte 2008 waren es noch ca. 270. Ist man in seiner rundenden Art also großzügig und geht für den Zeitraum obiger „Rückfall“statistik von ca. 300 Gefangenen aus, legt die acht Prozent (aus dem Jahre 2007) der Insassen zugrunde, welche tatsächlich aufgrund beschuldigter kriegerischer bzw. gewalttätiger Taten einsitzen (unter der konsequent-statistischen Annahme, die seien auch tatsächlich alle schuldig), dann kommt man am Ende auf ca. 24 Leute. Also Leute, die schon vor ihrer Gefangenschaft durchaus als Terrorist bezeichnet werden konnten und deren Wiederaufnahme entsprechender Handlungen nun wirklich als Rückfall zu sehen wäre.

Nimmt man die obige Aussage des Pentagons von 61 rückfälligen Personen (unter sowohl „gesicherter wie auch ungesicherter“ Beweislage) also als gegeben hin, dann– oh Schreck, oh Wunder, oh Graus… dann haben sich nun 37 ehemals Unschuldige schuldig gemacht.

Und ehrlich: Man könnte es ihnen nicht wirklich verdenken, nach ihren Erfahrungen.


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