nichts im Jahre 2008

Es mag selbstverliebt klingen, bestimmt ist es das auch, aber dieses Blog hier wird von mir weniger als rausposaunendes Stückchen Bedeutungslosigkeit verstanden, sondern vielmehr als Wissensspeicher; wobei „Wissen“ in dem Kontext dehnbar ist. In erster Linie als ganz egozentrisches Logbuch. Natürlich ist es bedeutungslos- für alle, wenn ich mich selbst von dieser Menge substrahiere. Weil das so ist (oder ich wirklich selbstverliebt bin?), lese und stöbere ich hin und wieder in den eigenen Einträgen. Schauen, was für mich passiert ist.
Traditionen müssen irgendwann beginnen, weshalb es jetzt eine erweiterte Variante der Eintragsliebe gibt. Für 2008. Man möge bitte schnell weitergehen.

Es mag selbstverliebt klingen, bestimmt ist es das auch, aber dieses Blog hier wird von mir weniger als rausposaunendes Stückchen Bedeutungslosigkeit verstanden, sondern vielmehr als Wissensspeicher; wobei „Wissen“ in dem Kontext dehnbar ist. In erster Linie als ganz egozentrisches Logbuch. Natürlich ist es bedeutungslos- für alle, wenn ich mich selbst von dieser Menge substrahiere. Weil das so ist (oder ich wirklich selbstverliebt bin?), lese und stöbere ich hin und wieder in den eigenen Einträgen. Schauen, was für mich passiert ist.
Traditionen müssen irgendwann beginnen, weshalb es jetzt eine erweiterte Variante der Eintragsliebe gibt. Für 2008. Man möge bitte schnell weitergehen.
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Den Einstieg in 2008 machte Ricky Gervais mit seinem grandiosen Rant aus der Weihnachtsausgabe seiner Serie Extras. In der Tat: The Victorian freak show never went away… So gut, dass man es sich alle paar Wochen anhören, irgendwann die DVD-Boxen der Serien kaufen und zum Ricky Gervais Fanboy mutieren möchte. Eben seinen Part in der großen Freakshow spielen, was hat man auch für Alternativen?
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Gewalt ist Frieden schwirrte mir außerdem im Kopf herum, nachdem im Zuge der U-Bahn-Schläger und ihrer aufgenommenen und veröffentlichten Tat alle Medien diese nicht schnell genug ausstrahlen und in ihrem Glanze masturbieren konnten.
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2008 ist das Jahr gewesen, in dem sich The Wire von den Bildschirmen verabschiedet hat. Zwischen den Zeilen lesen, das war integraler Bestandteil der Serie, die von ihren Zuschauern einiges abverlangt hat und für mich den Zenit dramatisierter TV-Kost darstellt– the life of kings.
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Verschrobene Perspektiven, sprachliches Gewerkel und Abwertungen – auch 2008 durfte man wieder dem Geplänkel um böse, gewalttätige Videospiele beiwohnen.
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Überhaupt: Sprache. Man will es ja eigentlich nie übertreiben und schon gar nicht einen auf Zwiebelfisch machen, aber so manche Konstrukte in diesem Jahr waren eindeutig-einfach nur zum anspruchsvoll aus der Haut fahren. Sozusagen unachtsam herumgemerkelte Phrasen. Bei anderen flogen die Gedanken unweigerlich weiter – vielleicht zu weit – und wieder andere waren rein subjektiv.
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Wo Sprache ist, da ist automatisch die Kultur. Und 2008 war das Jahr der Kultur, auch der Wirtschaftskultur. Überhaupt ist genau die gerade dann beherrschend, wenn andere Leute etwas von Kultur in den Äther posaunen, deren Unverständnis man ihnen schon von den Lippen ablesen kann. Ähnliche Leute feierten außerdem ihr geistiges Eigentum, womit wohl schlicht die Euro-Symbole in ihren Köpfen gemeint waren. Manche sahen die Sache nicht so eng und gewannen vielleicht gerade deshalb. Kudos. Andere lernten auch in diesem Jahr nichts.
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Wenn Content-Sammler eine Informationsschwäche besitzen und keine Schwäche für Informationen, anders ausgedrückt: Newskraft.de hasst seine Nutzer. Darauf haben sie sich aber bestimmt alle Rechte gesichert.
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Auch im vergangenen Jahr wurde der (bisweilen ans Pathologische grenzenden, ich weiß) Medienliebe gefröhnt. Serien stehen noch an oberster Stelle: Die Außerirdischen in Amerika wurden entdeckt und sogleich unfreiwillig wieder ausgewiesen, der große Knall hat unerwartet Spaß gemacht, mit typischer Verspätung und durch verwobene Kanäle darauf aufmerksam gemacht, wurde Spaced angeschaut, der Doctor entwickelte sich in die richtige Richtung und noch einiges wurde niedergeschrieben. Aber ungewöhnlich viele Filme haben es dieses Jahr zu Einträgen geschafft: In Brügge zu sein, ist grandios; Will Farell hat als fleischgewordene Romanfigur angenehm überrascht, der dunkle Ritter Batman wurde mit einem Ein-Satz-Review abgesnobt, McCarthy aus ungewohnter Perspektive hat gerade wegen seiner Stilisierung gefallen und die kleine Miss Sunshine war (wie immer verspätet) herzallerliebst zum Jahresende.
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Am Wahlkampf in Übersee bin ich leider auch hier nicht vorbeigekommen, zu gut war schließlich der humoristisch-sinnschwangere Startschuss, das vor Pointen sprudelnde Casting von Sarah Palin (als Tina Fey), die meinem wirren Schlafrhythmus entgegenkommenden Übertragungen der graphischen Phrasenduelle, die wunderbaren Verwertungen durch Leute des Fachs, die heruntergebeamte Sinnlosigkeiten der „Berichterstattung“ und die noch viel sinnlosere Twitter-Ausbeute. Geändert hat sich im Prinzip nicht viel, aber um es mit Bill Maher zu sagen: Das war verdammt noch mal die unterhaltsamste Wahl der letzten 20 Jahre. Mehr als das, sollte man von dem ganzen Flohzirkus ohnehin nicht erwarten.
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Apropos Twitter: mit dem blogoff baute ich gegen Ende des Jahres mein ganz persönliches one-man-no-social-bullshit-Twitter auf. Entspannte unsoziale Umgebung für Kurzschlußhandlungen. So muss das sein, so gefällt das.
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2008 war darüber hinaus das Jahr der Erkenntnisse. Zumindest der kleinen, verschwindend geringen, niedergeschriebenen Erkenntnisse. Ob nun die systematische Spiegelung des Großen im Kleinen, der Unterschied zwischen sprechender und stilschweigender Kommunikation, die lärmende Ruhe und der ruhige Lärm, das ein oder andere Gespräch oder die Frage nach Lebensphilosophien — sie alle standen und stehen da und… das reicht ihnen. Sie sind glücklich damit, die Erkenntnisse.
Als Start in das neue Jahr, dieser belanglosen zeitlichen Einheit, nur ein Rat – am meisten wohl an mich selbst: Egal ob du dich selbst damit fragend quälst oder es andere tun — hämmert also aus irgendeiner Richtung die Frage „Verschwende ich meine Zeit?“ auf dich ein, so erinnere dich möglichst schnell daran, dass diese Frage nur eine Antwort kennt.
Man kann seine Zeit nicht verschwenden.
Nicht nur, dass es der Zeit egal ist, was du in ihr anstellst… Du bist wach, du erlebst, du fühlst, du lebst, du existierst. Du bist einfach. Und bist du selbst gerade dadurch. Wenn das eine Verschwendung sein soll, dann ist es eine kollektive. Und selbst dann belanglos, für dich.
Auf ein weiteres Jahr nichts also. Und wer immer das außerdem womöglich liest: ein frohes Neues wünsche ich genau dir.