auch schlafen ist eine form der kritik

Sie wollte erzählt werden

Überall finden sich Geschichten, solche, die erzählt werden wollen. Man muss sie erkennen.

In der Stadt. Ich halte inne. Als teilende Mitte in der Einkaufspassage stehe ich da und schaue. Auf der einen Seite der Straße sitzen ausgebreitet, unter dem sonnigen Himmel, einige Punks auf dem Boden, zwei, drei von ihnen essen ruhig ihre Brötchen, der Rest döst vor sich hin. Um sie herum, liegen entspannt und verteilt ihre Hunde, ebenso schlafend. Ein friedliches Bild. Dem gegenüber, auf der anderen Seite der Straße, befindet sich eine Front aus Glas. Sie gehört zur dahinterliegenden SB-Bäckerei. Ich schaue hindurch, schaue dahinter und sehe nur heftiges, unruhiges, menschliches Treiben. Leute, die aneinander vorbeihasten, um die ausgebreiteten Waren zu erhaschen, die in Reih und Glied ungeduldig an der Kasse anstehen, Menschen, die inmitten dieser Hektik auf Hockern sitzen und viele überbackene Sachen in sich hineinschlingen, während sie glasig durch das Glas hinausblicken. Sie schauen nicht auf die schlafende, gemütlich mampfende, Punk-Gruppe, sie wenden ihre Blicke ab und richten sie auf die vorbeieilenden Menschen.

Überall finden sich Geschichten. Nicht immer solche, die erzählt werden müssen, häufig nur solche, die erzählt werden wollen. Manchmal weiß man nicht, was man erkennt; man ist sich nur sicher, erkannt zu haben. Und man ist dankbar.


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