nichts

auch schlafen ist eine form der kritik

Schalk in der Kabine

Ich frage mich bisweilen bei der Fahrt mit der Stadtbahn, ob der Job des Fahrers wirklich so trist und eintönig ist, wie ich mir das vorstelle. Man sitzt nur rum, gibt Gas und bremst; achtet noch auf Signallämpchen. Alles der Fließbandarbeit nicht unähnlich. Und die wohl größte Abwechslung dieses Trots bilden nervige Fahrgäste, welche so ungünstig stehen, dass sich die Türen nicht mehr schließen lassen und man als Fahrer seine Kabine verlassen, die Länge des Zuges ablaufen und einige freundliche Worte an die Passagiere richten muss.

Wie sollte man also dabei Spaß an seiner Arbeit haben? Und ich glaube, es sind die kleinen Sachen, die einem Freude in solch einen Alltag bringen. Kleine Neckereien, der zu befördernden Lebendprodukte. Zum Beispiel kann man nach dem Halt an einer belebten Bahnstation mit der Türfreigabe warten. Dann stehen mehrere Dutzend Leute vor den einzelnen Wagen und drücken wie blöde an den Türknöpfen umher; auch wenn sich nichts tut, drücken sie trotzdem immer weiter. Muss ja irgendwann klappen!

Ich bin mir sicher, dass ich aus der Richtung der Fahrerkabine ein leises und dunkles Kichern vernommen habe. Und ich habe mich für den kleinen Schalk da vorne mitgefreut. Es kommt eben auf die kleinen Sachen an, um dieses dunkelgraue Leben ein wenig aufzuhellen.


2 Antworten

  1. zwetschgo

    Ach, da gibt es aber auch noch andere Momente von denen ich berichten kann als der Schalk (es müssen mehere sein, sonst könnte die Arbet doch nicht so gut verteilt werden oder ist das so wie bem Weihnachtsmann?) im Nacken eines Straßenbahn oder Bus fahres saß.

    1. Ältere Dame fragt Straßenbahnfahrer : „Fahren sie gleich nach Sandhofen?“ Der Straßenbahnfahrer: „Nein, ich flieg noch ne Schleife über Kuwait“

    2. Andere Oma fragt: “ Fahren Sie nach Käfertal?“ ( auf der Anzeige der Bahn steht mindestens 3 mal „Käfertal“) Fahrer: „Oh, weiß ich jetzt gar nicht, müsst ich mal gucken was draußen drauf steht, aber ich komm hier so schlecht raus, können Sie das für mich machen?“

    3. Schichtwechsel am Hauptumsteigeplatz. Älterer Herr fragt (diesmal eine Fahrerin): „Fahren Sie nach Rheinau?“ Fahrerin:“ Nö“ Der Herr wendet sch ab, steigt wieder aus. Fahrerin packt ihre Sachen zusammen, steigt aus der Fahrerkabine und sagt im vorbeigehen zu den anderen Fahrgästen die das mitbekommen haben: „ich nicht, aber mein Kollege da.“

    4. Frau mittleren Alters fragt Fahrer: Fahren Sie nach Vogelstang? (auch dieser Stadteil ist groß und deutlich auf der Bahn zu erkennen, auf der Strecke verkehrt, wie man am Fahrplan der Haltestelle sehen kann keine andere Linie) Fahrer: „Ich würd ja gerne woandershin, aber da ich nunmal auf Schienen fahre, bleibt mir nichts anderes übrig“

  2. Ich bin ja ohnehin davon überzeugt, dass man zwangsläufig zum Misanthropen werden muss, je mehr man mit Menschen, speziell in solchen Dienstleistungs-Kontexten, zu tun hat.

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