auch schlafen ist eine form der kritik

Sozial recht unerträglich

Ich habe es nie verstanden — und werde es wohl nie verstehen — wie sich im Zusammenhang mit einen Mehr an finanziellen Belastungen für eine Gruppe von Menschen eine Phrase wie „sozial verträglich“ immer wieder einschleichen kann. Ja, wie sie geradezu lautstark einen pompösen Einzug in einen Satz feiern kann, ohne das einer aus der Menge inne hält und laut fragt, was die da eigentlich drin verloren hat.

Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Frankenberg hat das wohl verstanden, wertet er doch auf der MWK-Seite „[…] die Empfehlungen des Beirates als positives Signal dafür, dass die Einführung der Studiengebühren im Land sozial verträglich angelaufen ist.“ Heisa, Stichwort! „Sozial verträglich“! Er hat Recht!

Während ich jetzt aber die Zeilen des 23-seitigen Zwischenberichtes des Monitoring-Beirates ‚Studiengebühren‘ so überfliege, fallen mir diverse Sätze ins Auge, die in der Hinsicht eigentlich nur ein mehr oder weniger deutliches Signal geben. Empfiehlt der Beirat doch gleich an mehreren Stellen:

Der Be[i]rat empfiehlt, eventuell eine zusätzliche Erhebung vorzunehmen, um frühzeitig die Sozialverträglichkeit der Studiengebühren feststellen zu können.

[quelle] (II A, III A)

Bummer. Als Richtwert oder Indiz für eventuelle Auswirkungen einer Studiengebühr wird u.a. die Zahl der Studienanfänger gesehen. Dazu, wie zu den anderen Faktoren (z.B. soziale Zusammensetzung der Studierenden, Nebentätigkeiten der Studierenden, ect.), wird beispielsweise im Bericht attestiert:

Erst bei der nächsten Sozialerhebung im Mai 2009 (19. Sozialerhebung, veröffentlicht im Jahre 2010) lässt sich ein repräsentatives Bild bezüglich der Auswirkungen der Studiengebühren auf die soziale Zusammensetzung der Studierenden feststellen.

[quelle] (II B)

Bei dem Einfluss der Studiengebühren auf die Studierendenzahlen und auf die Zahlen der Studienanfänger handelt es sich allem Anschein nach um ein multi-faktorielles Problem. Die zur Verfügung stehenden Daten sind nicht aussagekräftig. Interessant erscheint es jedoch, dass es einen Wechsel der Studierenden weg von den Universitäten und hin zu den Fachhochschulen und vor allem Berufsakademien gibt. Hierbei sollte weiter untersucht werden, ob und inwiefern ein solcher Wechsel eventuell finanzielle Gründe hat.

[quelle] (III B)

Auch der mögliche Anstieg von Nebentätigkeiten sollte erfasst werden; derartige Angaben sind jedoch erst 2009 möglich; vorher gibt es allenfalls Tendenzangaben. (III C)

[quelle] (III C)

Und so weiter und so fort. Letzlich sagt der Bericht nichts anderes, als dass die zur Verfügung stehenden Daten nicht ausreichend seien und man höchstens einen tendentiellen Schuß ins Blaue mit den vorläufigen Rückschlüssen & Empfehlungen vollführt. Aber das scheint Leuten wie Frankenberg als deutliches Signal wohl zu reichen.

Übrigens: schöne amtliche Bemerkung zum „Darlehen der L-Bank“…

Es lässt sich feststellen, dass von Seiten der Studierenden generell versucht wird, keine Darlehen aufzunehmen. Die Verschuldensbereitschaft der Studierenden wurde möglicherweise bei der Einführung der Studiengebühren überschätzt.

[quelle] (III E)


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