In der Haltestation der Stadtbahn am Jahnplatz hängen an den Wänden seit jeher großformatige Plakate. Schon seit geraumer Zeit finden sich, neben der üblichen Werbung, auch Bilder aus dem Bielefeder Stadtarchiv.
Zu einem dieser Bilder zieht es mich bei jeder Warterei immer wieder hin. Laut Bildunterschrift zeigt es den Bau der Stadtbahnlinie 2 um 1902 rum, zu sehen sind aber Menschen. Arbeiter, Kinder und andere interessierte Leute, die sich zwar um die gebauten Gleise versammelt haben, für die der eigentliche Anlass hierzu jedoch die Kamera zu sein scheint. Fast alle aus dieser Menge schauen direkt in ihre Richtung. Und jedesmal hypnotisieren sie mich geradezu mit ihren Blicken. Ob nun der Arbeiter, der seine Schaufel anlässlich des Bildes im Boden stecken lässt, das eine Kind, dessen Gesichtszüge für das eigene Verständnis schon so unnatürlich erwachsen wirken oder der im Hintergrund auszumachende und ernst dreinblickende Polizeibeamte mit seiner geradezu glänzenden Pickelhaube, welcher pflichtbewusst eher die Menge im Auge zu behalten scheint –alles so, als würde jeder von ihnen eine Geschichte zu erzählen haben. Eine Geschichte erzählen wollen.
Lässt man, noch vereinnahmt von diesen Eindrücken, den Blick hingegen einige Meter nach links oder rechts schweifen, wird man jäh aus zuvor erfahrener Bilder- und Gedankenwelt gerissen. Man sieht dann auf anderen Plakaten einzelne Personen, die einem hochglänzend und nichtssagend entgegengrinsen, mit verschränkten Armen. Sie sind passend von leeren Firmenbezeichnungen und noch leereren Sprachfetzen eingerahmt. Direkt neben dem über 100 Jahre altem Bild wollen Worte vermitteln, dass die auf dem Abziehbild zu sehende Person Thomas genannt werde. Ein Dialogagent, der — schenkt man Worten Glauben — schon immer gerne geredet habe, nun aber endlich auch wirklich kommunizieren könne.
Nein, Thomas.
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