auch schlafen ist eine form der kritik

Spuren geistigen Neubeginns. Hoffentlich.

Teens appear to be willing to curtail illegal downloading when told they face fines or jail time.

This finding, among many in a survey published by Microsoft on Wednesday, is the basis for the software company’s new campaign to teach teens respect for intellectual property rights.

Microsoft campaign to teach teens about intellectual property rights

Mal rekapituliert: Microsoft gibt eine Studie (pdf) in Auftrag, die 501 Schüler der Klassen 7-10 zu ihrer Einstellung bezüglich geistiges Eigentum befragt. Dabei stimmten 69% der Jugendlichen damit überein, dass das illegale Herunterladen von Daten bestraft werden sollte. 30% hielten davon entsprechend nichts. Die Studie kommt nach weiteren Zahlenspielen zu dem Schluß, dass „allgemein Jugendliche das illegale Herunterladen aus dem Netz als minderschweres Vergehen“ ansehen, da über die Hälfte bei der Festlegung eines geeigneten Strafmaßes die Segel streichen müssen.

Die weiteren „Key Findings“ der Studie werden wie folgt zusammengefasst.

  • Je mehr die Jugendlichen über Gesetze gegen illegales Herunterladen und Kopieren wüssten, desto mehr würden sie denken, dass es in der Tat eine Bestrafung verdient. 72% hätten anschließend von sich behauptet, ihre Downloadaktivitäten einzustellen.
  • Die Eltern spielten hierbei eine kritische Rolle. Die Eltern seien die Hauptinformationsquelle der Jugendlichen und man müsse somit deren Rolle und deren Wissen stärken.
  • Unter Jugendlichen habe Gruppenzwang und das eigene Budget einen starken Einfluß auf ihre Einstellung bezüglich illegaler Downloads.

Besonders schön ist der erste gezogene Rückschluss. Denn dieser baut auf der Antwort der Jugendlichen auf, nachdem die Befrager ihnen die „Gesetze und damit verbundene Strafen“ vortrugen. 72% gaben dann an, illegale Downloads einzustellen. Die Überschrift dieses Befragungsergebnis lautet dann auch passenderweise „Threats of fines and Jail changes attitudes“ und man kann sich durchaus fragen, inwieweit das Ergebnis noch Aussagekraft besitzt, nachdem man den Befragten (zur Erinnerung: Schüler der Klassenstufen 7-10, also Minderjährige) eventuell irgendetwas von Gefängnisstrafen vorfaselte. Die einzige Erkenntnis, die das bringen dürfte, ist bekannt: kann ich für eine Aktion eingesperrt werden, dann überlege ich mir — sofern ich vorher überlege — eher zweimal, ob ich sie begehe.

Was die Studie in meinen Augen einzig bekräftigt, sind zwei Dinge. Zum einen die Tatsache, dass zivilisatorische Notwendigkeiten, wie eben eine Gesetzgebung und damit einhergehende Bestrafungen, nicht ohne Grund existieren und man sich als Teil einer Gesellschaft diesen beugen muss. Wäre das nicht so, würden wir uns mehrheitlich wahrscheinlich immernoch gegenseitig die Köpfe einschlagen. Gesetze haben ihre Berechtigung, sie sind zivilisatorisch grundlegend. Aber alles was darüber geht, über staatlich-konstituierende und (ich nenne es jetzt einmal so) zwischenmenschliche Notwendigkeit, darf zurecht mindestens hinterfragt werden. Man muss ja nicht alles in seiner Gesamtheit schlucken, was der Gesetzgeber in seiner unendlichen Weisheit festlegt.

  • Du darfst keinem anderen Leid zufügen oder gar töten. Tust du es dennoch, musst du mit zum Teil harten Konsequenzen rechnen. — Okay, ist akzeptiert. Macht ja durchaus Sinn.
  • Du hast die Freiheit, jeden Tag Alkohol oder Nikotin zu konsumieren. Egal ob anschließend eventuell deine Leber oder deine Lunge streikt und den Dienst aufgibt. Andere Substanzen, die nachweislich weniger schädlich, aber steuerfrei sind, sind dir nicht gestattet. Zumindest bekommst du dann Probleme. — Ähm… not so much.

Und 28% der Jugendlichen (oder 34% der Jahrgangstufen neun und zehn, klingt nach mehr), die angeben, sich trotz der soeben dargelegten möglichen Konsequenzen nicht vom Herunterladen von Inhalten und dem Teilen mit anderen abbringen zu lassen, schlucken das nicht so ohne weiteres. Das ist in den Augen der Rechteverwerter natürlich alles andere als ideal und wird mit Sorge betrachtet.

Aber — und das ist die zweite und eigentliche Sache, die ich darauf aufbauend sehe — es erfüllt mich ein wenig mit Hoffnung. Der Hoffnung, dass hier, entgegen aller propagierten Unkerufe der Profitierenden, eben kein Unrechtsbewusstsein vorherrscht, sondern schon eine (sicherlich noch unbewusste) Differenzierung. Dass sich die Generation, die praktisch mit dem Medium Internet großgeworden ist, die die vollen Möglichkeiten eines freien Informations- sowie Inhaltetauschs genießen konnte, wie selbstverständlich erkennt, dass freie Verfügbarkeit eine verdammt gute Sache ist. Eine Generation, die sich dann desweiteren ab einem bestimmten Punkt bewusst fragt, warum im Zuge dieser neuen Möglichkeiten an alten verstaubten Konzepten festgehalten und diese verschärft in Gesetzgebungen und Strafen umformuliert werden. Eine Generation, die deshalb mehr als nur den Drang verspürt, Begrifflichkeiten wie Geistiges Eigentum und Verwertungsrechte radikal neu zu überdenken. Kurz: Menschen, die die Tatsache von Beginn an verinnerlicht haben, dass das Medium eine reelle Chance ist, dem idealistischen Traum der freien Informationsgesellschaft weiterhin ein ganzes Stück näher zu kommen und die es als Bedürfnis empfinden, jegliche herumliegenden Steine für dieses Ziel aus dem Weg zu schaffen.

Einer der selten Momente, in denen die Hoffnung den Pessimisten in mir für einige kurze Augenblicke ruhigstellen kann.


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