auch schlafen ist eine form der kritik

Tarifverträge hier und dort

Die beiden Gewerkschaften amerikanischer Schreiberlinge der Film- und Fernsehindustrie, gemeinhin unter „Writers Guild of America“ zusammengefasst, streiken ab kommenden Montag. Grund hierfür sind Streitigkeiten über die neueren Vertriebswege ihrer Werke und daraus resultierende Einnahmen. Die Autoren sehen ihre Gewinnbeteiligungen in Hinblick auf Onlineverkäufe der Shows sowie auf das DVD-Geschäft als zu gering an.

Denn trotz Veränderungen und Umschichtungen innerhalb der Industrie in den letzten Jahren, hat sich an der finanziellen Front wenig für die Autoren getan. Während sich das Kino allmählich zum reinen Marketing-Werkzeug für kommende DVD-Veröffentlichungen wandelte und die Studios genau dort einen beträchtlichen und stetig steigenden Umsatz verzeichneten, blieb bei der Gewinnbeteiligung der Autoren alles beim Alten. Bei den gänzlich neuen Vertriebswegen, wie die schon erwähnten Onlineverkäufe z.B. über iTunes oder sich häufende Online-Angebote wie Webisodes, gibt es gar keine festgelegten oder genormten Kompensationen. Die Studios beten die Formel herunter, dass der Marktwert dieser neuen PR-/Vertriebsarten noch unbekannt sei und man erstmal abwarten müsse, bevor man Geld aus den eigenen Händen hergibt. Stewart hat das vor zwei Tagen, noch vor der Entscheidung zum eigentlichen Streik, so zusammengefasst:

You may have noticed tonight that I was using a lot of words. It’s because there may or may not be a writers strike next week. And so I was trying to get in as many words as I could before something like that happened. There’s a little bit of discrepancy… the writers would like to get paid on what’s called ’new media‘ — the Internet and such — and the corporations are saying: ‚It’s too new! We don’t know what’s… we make money or not? I don’t know. We can’t pay you anything.‘ And so it’s… as you can see both sides have their point. So, we won’t be here but while we’re not here… you know, you can check out all of our content on our new website thedailyshow.com. Every Daily Show since I got here is on it. Free. Except the advertising. So support our advertisers.

Jon Stewart – The Daily Show, 01.11.2007

Als erstes trifft so ein Streik natürlich tagesaktuelle Sachen wie die Late Night Shows. Also eben z.B. die Daily Show, Leno, Conan O’Brien ect. Normale Serien haben zumeist einen Vorlauf von mehreren Monaten, so dass hier unmittelbare Reaktionen ausbleiben dürften.

Die CEOs der Studios zeigen sich dahingehend selbstbewusst: Man habe genug Projekte in Reserve bzw. zuvor selbige in Auftrag gegeben. Sollte der Streik also längere Zeit andauern, hat man zur Not sicherlich noch einige Reality-Shows in der Hinterhand. Dafür braucht man zwar auch soetwas ähnliches wie Drehbuchautoren, denn das wahre Leben ist stinklangweilig, aber diese Aufgabe kann letztlich ja jeder mit Highschool-Abschluss bewältigen. Und das Beste daran: Der gemeine Zuschauer merkt nichts, würde sich wohl im Gegenteil noch über einen dramatischen Ansprung solcher Formate freuen.

Wenigstens muss man in den USA auf Seiten der Streikenden nicht befürchten, dass irgendein Gerichtshof die Bestreikung der Fernunterhaltung untersagt und man nur kleine lokale Sender blockieren darf. Ist doch schon was.


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