auch schlafen ist eine form der kritik

Schneeflöckchen, schwarz Röckchen…

Die „Washington Post“ will an interne Memos von Verteidigungsminister Rumsfeld gekommen sein, die die Zeitspanne von 2002 bis 2006 betreffen. Zwischen 20 bis 60 von den Dingern (treffenderweise „Schneeflocken“ getauft) hat Rumsfeld angeblich pro Tag geschrieben und rumschicken lassen:

Rumsfeld […] produced 20 to 60 snowflakes a day and regularly poured out his thoughts in writing as the basis for developing policy, aides said.

Die Aufzeichnungen des bloggenden Rumsfeld sollte die hinterstehenden Mechanismen des Regierungsapparates auch für den Letzten erkennbar machen, nachdem 2006 schon ein Memo auftauchte, dass Rumsfeld kurz nach den Anschlägen am 11. September schrieb und worin er fragte, ob man die Vorfälle nicht nutzen könnte, um neben bin Laden nicht gleich gegen Saddam selbst vorzugehen.

Als sich 2006 einige Generäle a.D. negativ über die Situation im Irak und Rumsfeld äußerten, schrieb er in einem Memo, man solle doch über Somalia, die Philippinen ect. sprechen. Den amerikanischen Bürgern müsste klargemacht werden, dass sie von gewalttätigen Extremisten umgeben seien. Sei das einmal geschafft, würden die Leute sich schon zusammenfinden, um Opfer zu bringen. „They are looking for leadership. Sacrifice = Victory.

2004 hat er sich schon mit wahren Problemen auseinandergesetzt. Ganz im Stile echter Republikaner überlegte er, wie man etwas sprachlich so umformen kann, dass es massentauglich wird und benötigte Reaktionen heraufbeschwört. Ob man den Kampf gegen den Terror nicht als „weltweiten Aufstand“ neudefinieren sollte, lautete die Frage und sogleich wurde den Mitarbeitern aufgetragen „to test what the results could be.“

Dass Europa und die UN die wahre Bedrohungslage verkennen würden, sei für ihn klar. Außerdem — und da tauchte er in dunkelstes und zynischstes Rumphilosophieren ab — gab er zum Besten, dass der Öl-Reichtum der betreffenden Länder die Muslime von der Realität gelöst habe —

[…] from the reality of the work, effort and investment that leads to wealth for the rest of the world. Too often Muslims are against physical labor, so they bring in Koreans und Pakistanis while their young people remain unemployed […] An unemployed population is easy to recruit to radicalism.“

Da ist nun also auch offiziell nachzulesen, woher der Wind kam und immernoch kommt. Schön auch all die kleinen dokumentierten Scharmützel mit den nach gut 3 Jahren Krieg wieder etwas lauter gewordenen Presseechos damals. Man müsse die Anworten des Verteidigungsministeriums verbessern, um den Vorwürfen der Planlosigkeit des Ministeriums entgegenzuwirken — „We need to knock it down hard.“ Kann ja nicht angehen, dass sich innerhalb der Medien, abseits vom Heimatsender FOX, soetwas ähnliches wie Zweifel oder Kritik allmählich breitzumachen beginnt. Wenn es schon nichts mit einem eigenen halb-offiziellen Propaganda-Ministerium geworden ist, versucht man es eben auf den „normalen“ Wegen.

Als Verteidigungsminister ist man eben hauptsächlich Marketing-Leiter.


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