auch schlafen ist eine form der kritik

Unser aller Seelen. Dunkel und ein Update.

Vor mehr als 1 ½ Jahren landete das „Aufklärungsblatt“ zuletzt im Briefkasten. Der Verfasser hat diese Zeit wohl genutzt, ist in sich gegangen und erkannte die Notwendigkeit einer Aktualisierung. Auf denn…

Immernoch gilt für das Blättchen, dass davon mein, dein — unser aller — Leben abhängt, egal, ob man das weiterhin glaubt… oder eben nicht. Der fettgedruckte Satz ist doch eindeutig. Überhaupt fällt auf, dass einem auf der bedruckten Seite nun viel mehr Schwarz ins Auge springt. Die Wahrheit ist kompliziert, dafür muss das Fassungsvermögen einer DIN-A4-Seite auch mal bis zur Grenze ausgereizt werden. Sonst kann man ja nicht richtig aufklären.

In den ersten zwei Dritteln des Textes wird das Mehr an Platz denn auch für diverse Einschübe genutzt: Wir sollen zufällig aus dem Urschlamm entstanden sein? Wir? Die, die (ab sofort) „Freude und Trauer, Liebe und Hass […] Verstand und Vorstellungskraft, Augen und Ohren, […] DNS usw.“ besitzen? Also bitte! Dafür werden wir mit „schleichender und verlogener, bewusstgetriebener, antichristlichen Propaganda (!)“ vollgestopft. Von „Hintergrundmächten“, versteht sich. Und die wollen, Herr Missionar schreibt es in seiner unendlichen Weisheit schließlich, eine „rosige Zukunft, ohne störende Christen und Sinn für Gerechtigkeit“. Die… Bösen!

Wer alles unter den „ultrareichen und globalen, politischen Hintergrundmächten“ zu verstehen ist, wird nach all den Ergänzungen, Einrückungen und wirren Sprüngen spätestens im neuen Absatz „Lesetipp“ klar:

„Fragen an den Anfang“ […] (wissenschaftliche Argumentation gegen „bewiesene“ Evolutions-Hypothese und atheistischen Fundamentalismus.)“

Und für alle, die sich an dieser Stelle „Moment mal, ‚bewiesen‘? Gar nichts eindeutig bewiesen, denn Wissenschaft besteht doch gerade aus dem Aufstellen von Hypothesen, Modelle und Theorien, aus dem Überprüfen selbiger und dem beständigen kritischen Hinterfragen — die Evolutionstheorie ist nur bisher die plausibelste Erklärung und nachvollziehbarer als die „6 Tage“-Geschichte.“ oder etwas ähnliches denken, fährt der kleine durchgeknallte Missionar fort:

Hinweis für Gelehrte: die geologische Schichten sind überwiegend Ablagerungen der Sintflut, daher all die vertikal durch mehrere Schichten verlaufende Fossilien (meistens Bäume) und das fehlen der Erosion zwischen den Schichten. Die massive Durchsetzung der Evolutionsvorstellung ist ehe politischer als wissenschaftlicher natur, sie verändert die Weltanschauung der Menschen, macht sie manipulierbar und offen für Ideologien.

Na, wenn das so ist. Sehen die Gelehrten ein, gibt schließlich simple Gründe im dermaßen komplexen göttlichen Gefüge: Wasser, Flut, Dinge — meistens Bäume — werden fortgeschwemmt und schwupps, schon haben wir unmittelbar unzählige Sedimentschichten in kürzester Zeit. Warum Untersuchungen anstellen, wenn man es sich doch ausmalen kann und nur kurz in das große Referenzbuch schauen muss? Kritisches Denken, das wird gewünscht und gefordert — aber bitte in geordneten Bahnen. Gerne weite Kreise im Denken ziehen, aber eben nur Kreise. Weltanschauungen haben sich schon so oft geändert, es reicht ja langsam auch mal. Nicht?

Für die Gelehrten: Nein, da entstanden beim Abtippen der Zitate nicht unzählige Tippfehler. Alles echt… traurig.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert