auch schlafen ist eine form der kritik

Think first.

Frage mich, was da wohl noch bei der Geschichte um den in der Türkei inhaftierten 17-Jährigen unter den Steinen hervorgekrochen kommt. Schon interessant, wie z.B. die FAZ das Wörtchen „Flirt“ den Artikeln präventiv voranstellt. Geht fließend von nur wiedergegebener Aussage in vermeintlichen Fakt über, wird zumindest weiterhin als Unterbau genutzt. Eine Verquickung unterschiedlichster Tatsachen: Ein „Flirt“; nach Aussagen der Beteiligten nach beiderseitigem Einverständnis; sexuelle Handlungen und Spuren dergleichen, Anzeige durch Mutter des Mädchens; schlechtere Haftbedingungen in der Türkei; mögliche hohe Strafe bei Verurteilung. Ergibt im Endeffekt ein Bild, dessen implizierte Beurteilung sich stark einer Seite des Aufgezählten zuneigt. Ansich nicht besonders schlimm, für sich genommen legitime Kritikpunkte, aber die Mischung macht es hier eben.

Die trifft beim Zielpublikum. Bei dem, was kommentierend unter besagten Steinen zum Vorschein kommt.

Wollt Ihr die Türkei wirklich auch noch in der EU? Think first, act then.

Und ähnliche „So ist das in der Türkei. Seht ihr?! Ja, in Deutschland wäre…“-Phrasen. Ja, in Deutschland wäre… was? Gut, der Junge säße nicht vor oder während der Verhandlung mit 30 anderen im Gefängnis, aber auch in unseren, dann wohl ebenso „rückständigen“, Landen, müsste der Anzeige der Mutter nachgegangen werden. Auch bei beiderseitigem Einverständnis. Bei einem „Flirt“.

Kritik, ja gerne. Aber bitte im Rahmen. Und ein bisschen weniger Polemik dürfte es auch sein.

PS: Kann es sein, dass die FAZ vor einigen Tagen den Nachnamen des 17-Jährigen ausschrieb? Vielleicht Müdigkeit, vielleicht nur ein zeitlich ganz unglücklicher Klick meinerseits.

Vielleicht doch nicht. Vielleicht schon. Durcheinander, dass die Medien freut.


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