auch schlafen ist eine form der kritik

Wenn man doch Spiegel hat…

Ich bin nach dem Einkaufen auf dem Weg zur Bahnstation und komme, nachdem ich meine geliebte Ampelkreuzung überquert habe, am kleinen Parkplatz einer Bäckerei vorbei. Ein älterer Herr setzt zum Ausparken an. Rückwärts. Ich bleibe besser stehen, was sich als weise Entscheidung herausstellt, da er mich, selbst als er sich auf gleicher Höhe befindet, immernoch nicht bemerkt hat. „Gut, kann jedem passieren“ sage ich mir und will weitergehen. Doch während sein Wagen nun gemächlich rückwärts auf die Straße rollt, sehe ich in ein paar Metern Entfernung zwei Radfahrer – wohl ein Paar – ankommen, die für ihn extra langsamer werden. Daran, dass sich beide Wege unweigerlich kreuzen werden, ändert das jedoch nicht viel. „Der wird doch nicht auch noch….“ denke ich just in dem Moment, als er um ein Haar die Dame auf dem Rad verfehlt, weil diese sich und ihr Fahrgerät im letzten Moment mit einer beherzten akrobatischen Einlage auf den Gehweg rettet.

Das schon vorher laute Gebrüll der beiden wird nach diesem Kunststück noch intensiver, doch den Herrn braucht es nicht zu kümmern – er kriegt nichts von diesem Schauspiel mit. Unter dem Gezetere des entrüsteten Paars fährt er zum Ende der Warteschlange an der Ampel vor. Herr Radfahrer ergreift daraufhin die Initiative, fährt zur Beifahrertüre vor und berichtet den älteren Herrn ersteinmal, mit ernster Stimme, all das, was dieser gerade verpasst hat.

Ich marschiere weiter und frage mich so allerlei Sachen.


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