auch schlafen ist eine form der kritik

Zwischen den Abteilen

War das herrlich am 23. in den gefüllten ICE zu steigen, um gen Heimat zu fahren. Ich definiere inzwischen den Komfort dieser Züge nicht an den Sitzplätzen, dem Bistro oder den integrierten Bahn-Shops (da werden sich, so ganz nebenbei bemerkt, ein paar Leute zur Bescherung schön gefreut haben), sondern an den Zwischenabteilen. Da haben die ICEs ihre wahre Stärke. Es ist nicht ganz so laut und kalt, wie in vergleichbaren Zügen. Eigentlich mag ich es, mich mit Gepäck dort auf dem Boden breit zu machen… mit nem Buch in der Hand ist das gar nicht so schlimm. Normalerweise. Denn wie zu erwarten war, ähnelten die Wagons an diesem Tag erst recht einer Legebatterie. Dichtgedrängte Menschenmassen… ein Graus.

Aber auch das war nach 3h überstanden und ich kam in meiner kleinen & feinen Heimatstadt an. Die Elterneinheiten wurden begrüßt und als dann auch das andere Kind mitsamt Anhang am folgenden Tag eintraf, konnte man endlich das obligatorische Essen vor der Bescherung hinter sich bringen. Danach, wie nicht anders erwartet, wurden Geschenke umhergereicht und ausgepackt, auch wenn man sich vorher gegenseitig vorpredigte, es gäbe dieses Jahr keine. Und ich saß wieder da, ohne selber irgendetwas für die geliebte Familie zu haben. Auch wenn unbegründet, ist das jedesmal ein Scheißgefühl. So waren Kartoffelsalat und Wiener einmal mehr die Höhepunkte am 24. für mich.

Die folgenden Tage verliefen dann wie immer. Die anfängliche Fröhlichkeit wich dem Alltag und es wurde, wie man es noch von früher gewohnt war, wieder lauter im Haushalt. Irgendwie beruhigend. Vielleicht ist das und meine Geschenklosigkeit unsere eigene, ganz persönliche, Weihnachtstradition. Würden wir jetzt noch den Baum abschaffen & die kitschige Hintergrundbeschallung beim Essen (CDs, Radiosender… irgendwer findet immer was) abschalten könnnen… Nunja, man kann ja nicht alles haben und auf jeder Ebene Besinnlichkeit zum Weihnachtsfeste verlangen. Aber solange es immer selbstgemachte Plätzchen gibt, soll mich das nicht stören. Die sind es ja doch irgendwie wert, dass man sich mindestens einmal pro Jahr seine eigene Kreativitätslosigkeit in die Fresse schlagen lassen muss.


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