auch schlafen ist eine form der kritik

Totus Tenuis

Da gab es vor ungefähr einem Jahr doch jene Kurzreportage, „Verknallt in Jesus“, welche die Mitglieder der innerkatholischen Glaubensgemeinschaft Totus Tuus auf einer ihrer zahlreichen Jugendwallfahrten gen Medjugorje begleitete. Neuevangelisierung ist der Glaubensgemeinschaft – sozusagen – oberstes Gebot, da macht das mit der Jugend ja durchaus Sinn. Soweit, so bekannt.

Zum Einjährigem machte ich mir den Spaß und schaute auf deren Homepage vorbei- und staunte nicht schlecht. Unter „Zeugnisse“ gibt es dort von einzelnen Menschen Berichte zu bestaunen, die ihren jeweiligen Weg zum Glauben durch jene Wallfahrt beschreiben. Nicht schlecht staunte ich deshalb, weil unter obigen Link ein Eintrag mit dem Titel „Mit Fasten gegen die Magersucht“ prominent an oberste Stelle gesetzt ist. Auszüge gefällig?

Silvia ist 30 Jahre alt und Lehrerin. Sie gehört zum Leitungsteam von Totus Tuus. […] Durch die Jahre der Sünde hindurch hatte ich jedoch vergessen, dass Gott barmherzig ist. Ich fing an, mich und mein Leben zu verurteilen und hielt jeden anderen Menschen für wertvoller als mich. Ein Jahr lang dachte ich, ich komme in die Hölle.

Zu dieser Zeit bekam ich Magersucht und landete mit 38 kg im Krankenhaus. […] Also, dachte ich, muss Gott auch mich retten können, er will mich bei sich haben. Ab diesem Moment war ich glücklich, fuhr mit nach Medjugorje, erkannte immer mehr die Liebe Gottes zu mir – besonders in der Eucharistie – und begann ein anderes Leben.

Der einzige Punkt, den ich nicht lebte, war das Fasten, da ich glaubte, Magersüchtige müssten nicht fasten. Ein Priester, der mich begleitete, sprach mich auf diesen Punkt an. Er fragte: „Willst du wirklich Maria und Jesus gehören?“ Ich sagte: „Ja, natürlich.“ „Dann“, sagte er „faste! Heute ist Mittwoch, da kannst du direkt anfangen.“

Etwas benommen tat ich, was er mir sagte und ich muss sagen, in der ersten Zeit war es sehr schwer. Ein Magersüchtiger denkt Tag und Nacht über das Essen nach, die Dinge, die gut schmecken und wenig Kalorien haben, wie z.B. Kaffee. Brot schmeckt nicht unbedingt gut und macht dick. Aber am Fastentag habe ich es nicht geschafft, gar nichts zu essen, so dass ich viel Brot aß. Somit hatte ich auch an den anderen Tagen mehr Hunger und begann zuzunehmen.

Im Nachhinein erkenne ich, dass allein Gebet und Fasten mich von meiner Magersucht befreit haben.

Direktlink (Hervorhebungen von mir)

Ich bin sprachlos. Nicht nur wegen der angeblichen Reaktion dieses Priesters; nicht nur wegen des in meinen Augen konstruiert wirkenden vorletzten Absatzes oder des Umstandes, dass dieser Text so überhaupt ins Netz gestellt werden konnte, ohne dass einer der Ganzdeinigen sich wenigstens einmal geräuspert hat– nein, vielmehr bin ich gerade sprachlos ob der Tatsache, dass gerade dieses „Zeugnis“ an oberster Stelle bei den Berichten zu finden ist. Es ist eindeutig ein älterer Text (an der ID sowie der Kategorie-Ansicht zu erkennen), und es existieren mindestens 15 neuere Zeugnisse.

Un-glaublich.


Eine Antwort

  1. Und un-er-träglich.

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