auch schlafen ist eine form der kritik

Lost

… bin ich immer, wenn ich über die gleichnamige Serie nachdenke und die Fans darüber schreiben sehe. Nach dem gestrigen Start der 2. Staffel in den Staaten war das wieder einmal der Fall. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sehr sich diese Leute von dem kalkulierten Konzept vereinnahmen lassen. Es ist, wie so häufig beteuert, eben keine Charaktershow – dafür bräuchte man erstmal Charaktere, die ein paar mehr Ebenen haben, als das, was da auf der Lost-Insel größtenteils rumläuft. Es geht auch nicht ums Mysteriöse oder um die Geheimnisse, die sind vielmehr nur Symptom. Symptom des Grundkonzeptes der Serie: Spannung durch Aufschiebung und Verzögerung der Story erreichen. Anders gesagt: In die Länge ziehen, soweit es nur irgendwie geht. Darum geht es, um nichts anderes.

Das ist mitunter kein schlechter Ansatzpunkt, bewiesen doch Serien wie zB. Akte X, dass das über längere Zeit wirklich funktionieren kann, wenn man sich nicht nur darauf konzentriert. Bei „Lost“ steht es jedoch so prominent im Vordergrund und wird bis zum Erbrechen wiederholt, dass am Ende kein Spannungsbogen, sondern Frustration & Langeweile, geschaffen wird. Das aber wohl auch nur bei Leuten, denen der Nerv, die Zeit oder die Begeisterung für beständiges Aufrollen von Fragen fehlt. Denn nichts anderes bewirkt die Serie bei den Anhängern nach der Ausstrahlung: „Diskussionen“, in denen letztlich nichts weiter geschieht, als zu den jeweiligen Vorgängen einer Episode Theorien zusammen zu spinnen oder den anderen Usern Fragen zu stellen, die sie selber haben. Bestenfalls noch ein Nacherzählen der Ereignisse. Das war’s dann aber auch schon.

Die Macher haben alles richtig gemacht, dafür muss man ihnen gratulieren. Dass aber gerade dieses einfache Prinzip soviele Leute, so übermäßig in den Bann zieht, dafür müsste man diesen irgendwas bescheinen. Was genau, da bin ich mir noch nicht sicher. Ansonsten nur die Empfehlung: Geht ein Kreuzworträtsel lösen. Das INet wird es euch danken.


3 Antworten

  1. Ich muß gestehen, daß ich schon überhaupt keine Lust mehr habe, reinzuschauen. Zum einen empfinde ich es als anstrengend, daß man sich nicht auf 3-4 zentrale Personen beschränkt, sondern wesentlich mehr behandelt. Da fehlt ganz klar die Identifikationsmöglichkeit für den Zuschauer. Und zum anderen kann man das Schema des Myteriösen ja endlich fortführen … Also, mir ist es mittlerweile ziemlich gleichgültig, was in dem Hatch ist. 🙂 Es wäre mir wesentlich lieber gewesen, wenn sich zum Ende von S1 wenigstens ein paar Rätsel gelöst hätten und man S2 wieder „frisch“ anfangen kann.

  2. Ein großes Ensemble an Schauspielern ist imo nicht anstregend. So sollte es ja in einer als „Charaktershow“ titulierten Serie sein. Gefällt mir dann zumindest besser, als gewohnte Serienpfade mit gerade mal zwei, drei Hauptdarstellern weiterhin zu betreten. Wenn ich mir „Firefly“ mit gerademal 3 oder 4 Darstellern vorstelle, brrr.

    Dieses in die Länge ziehen jener „Wie und Warum?“-Fragen ist auch bei mir dafür verantwortlich, dass mir die Antworten darauf inzwischen recht gleichgültig sind. Die Show schaut man sich an (oder eben nicht) und das war’s dann. Es wirkt gerade wegen diesem Überhang an Suspensionelementen so sinnlos und unbedeutend. Woher die Fans die Kraft nehmen, sich mit derlei pseudo-bedeutungsschwangeren Inhalten so sinnlos auseinanderzusetzen?

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