auch schlafen ist eine form der kritik

Werbe-Nie?

Stellt man Internetnutzer vor die Wahl, ob sie Anzeigen akzeptieren oder für Informationen zahlen wollen, ziehen sie Werbung vor. Immer mehr User verweigern allerdings beides – und gefährden damit den Fortbestand kostenloser Angebote im Netz.

Warum Online-Werbung wichtig fürs Web ist ([SpOn]())

So die Einleitung des Textes von Frank Patalong. Und ebenso wie diese sein Fazit vorwegnimmt, nehme ich mein darauf bezogenes vorweg, wenn ich schreibe: Nein, ich tätschel den Autor nicht bei jedem seiner Sätze zustimmend einher. Aber der Reihe nach.

Patalong steigt anhand des Berichtes „The State of the News Media1 in die Thematik der Onlinewerbung bzw. der Nutzung von Werbeblockern auf Nutzerseite ein. Zugegeben: ich habe den Bericht nicht gelesen und setze jetzt einfach die vom Autor angeführten, vor allem auf die Onlinewerbung eingeschränkten, Ergebnisse als richtig wiedergegeben voraus. Das ist auch nicht weiter tragisch, denn der Grundtenor lautet schlicht: Umsatzeinbrüche des Werbemarkts resultierten in grundsätzlich verminderten Umsätzen der Printausgaben; eine Verschiebung der Werbe-Etats von Offline hin zu Online, wobei im letzteren Umfeld nun weniger gebucht sowie bezahlt würde; all das führe letztlich dazu, dass auf Verlagsseite weniger in z.B. redaktionelle Strukturen investiert werden würde. Damit sei nun das „Krankheitsbild beschrieben“, wenn da nicht noch, wie Patalong schreibt, die Werbeblocker fehlen würden.

Why we block?

Der inzwischen 16 Jahre alte Deal zwischen Online-Medien und Mediennutzern lautet eigentlich so: Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.

Richtiger wäre die Formulierung „Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte und bestücken deren Umfeld mit Werbung“. Denn ebenso wie in anderen Medien, ist das Ansehen von Werbung der Wunsch sowie die Hoffnung der Werbetreibenden, aber nicht meine – als Nutzer dieser Medien – unumstößliche Pflicht an welche ich mich auch gefälligst zu halten hätte. Aber dazu vielleicht später mehr. Weiter entlang des Argumentationsfadens…

Die Finanzierung von Online-Angeboten hängt zum Hauptteil von eben jenen geschalteten Werbeanzeigen, gleich welcher Form, ab. Die Refinanzierung als solche steht also auf sehr wackeligen und zudem verkürzten Beinen. Werbeblocker seien entlang dieser Argumentation deshalb in der Lage, „aus kleinen schwarzen Bilanzzahlen rote zu machen“, denn zwischen 5 und 25 Prozent aller Nutzer der diversen Angebote sollen laut Autor inzwischen die Anzeige (und damit das erhoffte bewusste Anschauen) „verweigern“. Erstmal beiseite gelassen, dass ich – wie bereits erwähnt – keine bindende Verpflichtung als Nutzer unterschrieben habe, Werbung jedweder Art meine ungeteilte Aufmerksamkeit zollen zu müssen, revidiert der Autor in den nächsten Absätzen praktisch diese Aussagen, indem er selbst schreibt, dass es momentan keinerlei belastbaren Zahlen über den Einsatz von Werbeblockern gibt. Selbst die Branchenverbände hätten „keine gesicherten Erkenntnisse“.

Man mutmaßt, man prognostiziert also. Warum nicht gleich die orakelnde Katze beim Namen nennen? Die nun endlich als solche folgende Schätzung des Autors:

Kaum ein Online-Angebot in Deutschland dürfte unter zehn Prozent Ausfallquote durch Werbeblocker liegen.

„Ausfallquote“ suggeriert, wie sehr das Ganze hier schon in die Richtung einer unstimmigen Milchmannrechnung geführt wird, ähnlich wie es die Musikindustrie mit ihrem Mantra „Jeder Download ist entgangener Umsatz“ seit Jahren versucht. Denn rekapituliert argumentiert Patalong schon ein, zwei Absätze vorher prinzipiell so: Diejenigen Nutzer, welche auch tatsächlich einen Werbeblocker an Bord ihres Browsers hätten, seien besonders „medienaffin“, daher also gerade jene mit „dem größten Interesse und Verständnis für Inhalte“. Nun verursachten diese Nutzer also nach Ansicht des Autors „den meisten Schaden“, weil… ja, weil sie diese ominöse „Ausfallquote“ bewerkstelligen? So betrachtet, zerbricht die Argumentation. Die alte Mär der Musikindustrie. Die Nutzer, die sich bewusst für einen Werbeblocker entscheiden, sollen also die Nutzer sein, welche andernfalls — was eigentlich genau? Auf Werbebanner geklickt hätten? Gar der Werbung ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt hätte? Oder zumindest die spezifischen Banner-Hits (gibt es soetwas?) nicht verringert hätte?

Patalong bleibt eine genaue Erklärung schuldig. Die Blockenden sind einfach schlecht für das gesamte Werbegeschäft. Punkt. Kein Wort wird gegenüber dem Leser des Textes darüber verloren; ihm nicht einmal ansatzweise versucht zu erklären, wie denn genau die Online-Werbepreise zustande kommen, nach welchen Kriterien sie sich richten. Kurzum: Inwiefern denn die Blockenden tatsächlich den Zahlen „schaden“, nach denen sich die Werbepreise womöglich richten. Wäre dies zur Unterstreichung der These nicht praktischer? Das Prinzip des technischen Blocks scheint jedenfalls einfach unlauter zu sein, der digitale Wechsel des Nutzers vom passiv Ausgesetzten zum aktiv Wegschauenden grundsätzlich falsch und anrüchig. Verständlich, aus Sicht der auf die Werbetreibenden angewiesenen Anbieter, aber bei weitem nicht aus meiner Sicht des selektiven Konsumenten.

Wie basteln wir Indikatoren oder die Astrologie der Reichweite

Schaut man sich in den anderen Medien um, wird offensichtlich, wie sehr die Werbeindustrie mit geradezu astrologischen Mitteln der Reichweitenbestimmung zu Rande kommen muss. Fernsehquoten werden von einem verschwindend geringen, aber natürlich „repräsentativ“ ausgesuchten, Teil der gesamten Zuschauerschaft erhoben, hochgerechnet und vor die Füße der Werbenden geworfen; Print-Verlage haben ihre Zahlen zur Auflage (ob nun beschönigt oder nicht); für das Radio befragt man ebenso einen geringen Prozentsatz an Mitbürger und rechnet hoch; alle haben desweiteren die ein oder anderen „detailierten“ Erhebungen zur Zielgruppe; kurz: Man hat sonst nichts. Es sind letzten Endes im besten Fall Indikatoren, die aber nichts darüber aussagen, wieviele Menschen nun wirklich bewusst oder unbewusst Werbung rezipieren. Man hat sonst nichts und auf irgendeinen annähernd messbaren Maßstab muss sich das Gewerbe eben einigen. Online schaut es nicht großartig anders aus. Man könnte meinen, dass solch lustige Zahlenspielereien wie PIs, Hits, Clicks und Co. den Reichweiten auswertenden Personen genauere Mittel sind, aber auch hier gilt: Ob nun beispielsweise der jeweilige Klick mit einer wahrhaftigen Rezeption auf Seiten des Nutzers verbunden ist… man weiß es eben nicht, aber man tut kollektiv einfach so als ob. Denn wiederholt: was hat man sonst für eine Wahl? Es ist die Immanenz der Sache, deren einzige ehrbare Alternative der direkte Blick in die Gedanken eines jeden Einzelnen wäre.

Browserfreiheiten sind keine Freiheiten— wait. What?

Um aber nun zum SpOn-Artikel zurückzukehren— den Grund für seine so erschreckend hohe Schätzung sieht der Autor in Browsern wie den Feuerfuchs. Aber ich zitiere besser, dann zergeht die Logos-Zunge förmlich:

Einer der Hauptgründe dafür liegt im hohen Marktanteil von sogenannten Alternativbrowsern zu Microsofts Internet Explorer. Besonders unter Firefox-Nutzern – Firefox ist in Deutschland der populärste Browser – ist der Einsatz von Werbeblockern beliebt.

Ja, diese Alternativbrowser sind die Hauptgründe. Man sollte sich nicht davon ablenken lassen, dass der „populärste Browser in Deutschland“ trotzdem für den Autor unter „Alternativ“ firmiert. Aber sei es drum. Der Gedanke, warum die „Alternativbrowser“ überhaupt in der Zwischenzeit einen so hohen Marktanteil erkämpft haben – vielleicht weil sie mit ihren Erweiterungen die Funktionalitäten liefern können, welche Nutzer dank schlechter Erfahrungen verlangen? – wird kurzerhand ausgeklammert. Vielmehr liefert der Autor ein paar Statistiken zur Nutzung des Feuerfuchses nebst Adblock Plus-Plugin (deren Interpretation für mich nicht arg viel Sinn ergibt, nebenbei bemerkt2) und setzt sogleich mit einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem vergangenen Jahr fort, nach welcher rund 40% der Befragten kostenlose sowie werbefreie Angebote im Netz nutzen möchten.3 Dann resümierend die „Feststellung“:

Diese Grundhaltung aber befördert die Wahrnehmung, dass ein Ausblenden von Werbung eine legitime Form der Notwehr gegen eine vermeintliche Belästigung ist.

Und nochmal: Alles was ich als potentielle Werbezielscheibe unternehme, um Werbung nicht anschauen zu müssen, ist legitim. Im öffentlichen Raum bin ich nicht gezwungen Werbeplakate zu betrachten – ich kann wegschauen; sie ignorieren. Im Fernsehen bin ich nicht dazu verpflichtet einen Werbeblock anzuschauen; kann in der Zeit etwas anderes machen, einfach wegschalten oder ihn – oh Schreck – einfach ignorieren. In einer Zeitschrift bin ich nicht dazu verpflichtet eine Anzeige zu lesen, bevor ich weiterblättern oder den nächsten Absatz Text lesen darf. Warum also sollte die technisch-unterstützte Leistung des Ignorierens online nicht legitim sein? Als Nutzer macht mein Browser – ob mit oder ohne Adblock Plus – das, was jeder anderer Browser macht: Er interpretiert die von ihm empfangenen Daten und stellt sie entsprechend seinen und meinen Vorgaben dar. Punkt. Und – lieber Herr Patalong – so sehr sie auch versuchen, wiederholt den selbstverschuldeten Aspekt der „Belästigung“ mit einem „vermeintlich“ unter den Tisch fallen zu lassen: Der Wunsch der Nutzer Werbung auf ihrem Browser zu unterbinden, ist einerseits eine logische technische Konsequenz des ohnehin schon immer vorhanden gewesenen Rezeptionsverhalten (ignoriert wird in all seinen Facetten vollkommen automatisch ab einem bestimmten Werbeaufkommen). Andererseits – und hier hätte ich mir wenigstens einen kurzen, verschwindend geringen, einen geradezu winzigen Anflug von Selbstkritik gewünscht – ist der versierte Internetnutzer auch nur die Summe seiner Erfahrungen. „Uns“ wurden und werden Skyscraper-, blinkend-animierte, mit Audio-Einbettungen versehene Banner zugemutet. Und das Fazit aus den daraus resultierenden Ansätzen und Entwicklungen soll lauten: „Wer Werbeblocker verwendet, tötet die Medien. Tötet den Journalismus„?

Wirklich.
Wir.kli.ch?

Paid-Content, ja warum nicht?

Wer sich jetzt trotzdem nicht in seine ihm bestimmte Rolle des unmündigen Rezipienten begibt, der bekommt anhand eines Beispiels klar gemacht,4 dass die Alternative – der Paid Content Wall – nicht im Interesse des Lesers sein kann. Ars Technica hatte Adblock-Nutzer selbst geblockt und diese reagierten nicht allein mit positiven Kommentaren. Man erklärte sich. Oder wie es der SpOn-Autor so schön beschreibt:

Das Echo auf diese als Diskussionsanregung gedachte Aktion war heftig […]

Eine „Diskussionsanregung“ wäre das eine, den Nutzer vor vollendete Tatsachen zu stellen und zwingen zu wollen, eine Firefox-Erweiterung (zumindest für die eigenen Seiten) zu deaktivieren, ist etwas anderes. Als Beweis der suggerierten Ausweglosigkeit aus dem Werbeproblem ist diese Aktion denkbar ungünstig. Die Seite genießt einen gewissen Ruf und die Aufregung bzw. die folgende Reaktion der Nutzer kann mit Sicherheit auf die Art und Weise der Umsetzung bezogen werden, vielleicht weniger darauf, dass die wenigstens Nutzer uneinsichtig seien oder es wären. Aber für die ganz Uneinsichtigen wären bezahlte Inhalte, laut Patalong auch nicht die Lösung. Weil einfach zu viele Nutzer schlicht nicht bezahlen würden. Bemerkens- oder bezeichnenswert lässt der Autor auch hier erst gar keine Zweifel daran aufkommen, warum die Bereitschaft zu Zahlen, in den von ihn angeführten Studien so gering erscheint. Man könnte sich allerdings die Frage stellen, ob die Ergebnisse identisch aussähen, würden andere Fragen gestellt. Statt der Fragen a la „Würden Sie für Informationen/Inhalte im Internet auf Seiten der großen Portale zahlen“, wäre die interessantere Frage beispielsweise: „Würden Sie für exklusive Inhalte, für tiefergehende Dossiers, Reportagen, Portraits und Recherchen im Internet auf Seiten der großen Portale zahlen?“ Komischerweise scheint sich in den Häusern der Verleger und – eigentlich viel trauriger – auf Seiten der Autoren kaum einer zu fragen, wie darauf wohl die Antworten aussähen. Patalong denkt es zumindest nicht einmal in textlicher Form an.

Was bleibt? oder: Peter Lustig machen

Kann man diese Werbeblocker denn weiterhin ignorieren? Nein, meint der Autor auf seine eigene Frage, denn (und hier verlässt mich das Textverständnis):

Mehr Adblocker bedeuten eine Erhöhung des redaktionellen Aufwands und damit der Kosten, um die im Rahmen der Werbeschaltung garantierten Reichweiten zusammen zu bekommen. Die Erlöse sinken damit weiter, zugleich wird ein quantitativer Druck zur Triebfeder statt einer qualitativen Orientierung. Es kann nicht sein, dass Web-Nutzer, die zum einen Qualität einfordern und billig Produziertes zurecht ablehnen, reflexhaft abwehrend auf Werbung reagieren

Der zitierte erste Satz will sich mir einfach nicht erschließen. Im Kontext der folgenden Zeilen macht er noch weniger Sinn in seiner Rückwärtsgewandheit. Ein Zirkelschluß: Der Autor geht einfach davon aus, dass die Redaktionen pauschal Qualität abliefern und die Nutzer diejenigen seien, welche ohne wenn und aber „abwehrend auf Werbung“ reagieren würden. Solche gibt es bestimmt, das soll hier nicht ausgeklammert werden, aber die Kausalität hängt in diesen Sätzen einfach schief: Mehr Adblocker bedeuten mehr redaktioneller Aufwand, weil man „mehr“ produzieren muss, um die werberelevanten Reichweiten aufrechthalten zu können? Dadurch würden die Erlöse sinken, die Textproduktion nicht mehr qualitativ sondern quantitativ fokusiert sein? Huh?
Patalong skizziert hier doch einzig die bekannte (und sicherlich ebenso von innen kritisierte) Richtung der Redaktionen der letzten Monate/Jahre. Anstatt auf Qualität zu vertrauen, gute und für den potentiellen Leser gewinnbringende Texte zu schreiben, wird man zum PI-treibenden Klickviehgenerator, indem man diesselben Agenturtexte abtippt wie die Konkurrenz, um die ohnehin schon geringeren Werbekosten zu halten. Wie sehr das auf lange Sicht noch funktionieren kann, sollte doch inzwischen auch dem letzten Blinden unter den Einäugigen allmählich klarwerden.

Notwendig ist ein Bewusstseinswandel. Wer Werbung als Belästigung wahrnimmt, sollte sich eines klarmachen: Der Deal, der auch dieses Angebot hier möglich macht, funktioniert nur, solange nicht zu viele Nutzer die Werbung verweigern.

Ja, notwendig ist ein Bewusstseinswandel. Wer Werbung als Belästigung aufsetzt, wer mit seiner Art der Integration dafür sorgt, dass sich viele Nutzer nicht mehr ohne Adblocker auf die Seiten des eigenen Portals trauen, weil sie dort ohnehin mehrheitlich Inhalte geboten bekommen, welche sie so (oder sehr, sehr ähnlich) auf allen anderen Seiten finden können— der sollte sich eines klarmachen: Der Nutzer ist auf längere Sicht kein Klickvieh, dass widerstandslos alles schlucken wird, was ihm vorgesetzt wird. Er ist der andere Teil, der eure Angebot überhaupt erst möglich gemacht hat. Und er wird euch auch weiterhin davonlaufen, wenn er die beständige Abkehr von Qualität, Entschleunigung und Tiefe erkennt und ihr euch dieser Erkenntnis verweigert.

Sicher: Der Weisheit letzter Schluß ist dieses idealistische Gefasel auch nicht. Zu gravierend sind die Wellen, die die digitalen Welten in unseren Alltag spühlen. Aber so ist Technik und so sind vor allem die großen Techniken der Menschheitsgeschichte. Es gibt keine singulären Antworten, es gibt im Umgang mit dieser neu umspühlten Welt keinen, der allwissend ist und sie liefern könnte. Aber das haben Prozesse nun einmal an sich, das ist ihr und somit unser Wesen. Was man sich im Bewusstsein seines Nicht-Wissens aber stets vor Augen halten sollte: Jeder, der meint, eine alleinige Antwort ausgemacht zu haben – sei es „Werbeblocker!“ oder „42!“ – hat wahrscheinlich ebenso wenig Ahnung, wie man selbst. Wenigstens das.

Wann schalten Sie Ihren Werbeblocker ab?

Wenn mir, als potentieller Leser, weiterhin so unausgegorene Rechtfertigungen, solche geradezu flehende Befehle ohne großartige Differenzierungen, ohne gegenläufige Perspektiven, ohne Abstufungen und -wägungen vorgesetzt werden, nach dem Motto „Schluck’s doch einfach, du Hund“, dann: Nie. Und das, ohne auch nur den leisesten Hauch eines schlechten Gewissens zu spüren.

1 Dies übrigens der eine von zwei Links auf externe Seiten, die man bei SpOn innerhalb des Artikels zu setzen bereit war.

2 Mit einem Screenshot der Statistikseite (ohne Verlinkung bei SpOn, klar) die Behauptung: „Die fleißigsten Werbeblockierer der Welt leben in Deutschland. Rund 20 Prozent aller aktiven Adblocker im Firefox-Browser laufen in der deutschen Programmversion“ Ich war in Mathematik nie eine Leuchte, aber wenn ich selbst auf die entsprechende Seite gehe und einfach – im Gegensatz zum SpOn-Autor – neben der dt. Sprache die englische hinzufüge, sehe ich nicht, wie er anhand dieser Angaben darauf kommen kann, die „fleißigsten Werbeblockierer“ seien die Deutschen. Es gibt da soetwas wie Relationen. Abgesehen davon, wie aussagekräftig eine verwendete Sprache zur örtlichen Bestimmung sein kann, sollte man von der tatsächlichen gesamten Nutzerzahl ausgehen. Und hier sind die englisch-sprachigen Installationen des Add-Ons mit rund 30% in meinen Augen weiterverbreitet. Kurz gesagt: Mit viel, viel Interpretation kann man einzig diese Aussage bei den spärlichen Angaben tätigen.

3 Die Zusammenfassung auf der Seite der GfK. Autor bzw. SpOn mochten anscheinend nicht darauf verlinken.

4 Übrigens Obacht! Der zweite von zwei externen Links auf der SpOn-Seite.


7 Antworten

  1. H.i.r.s.m

    Also ehrlich gesagt: Ich hab keinen Werbeblocker installiert, weil ich mir noch nie so wie im Radio (bei dem man wirklich schlecht weghören kann; deshalb höre ich schlicht kein Radio mehr mit Werbung) gedacht habe, wie sehr mich die Werbung hier und heute auf spiegel.de schon wieder nervt. Ob bei DSDS wer rausgeflogen ist oder Jörg Kachelmann in U-Haft sitzt oder unsere Stimme für Oslo gewählt wurde – das unterscheidet sich qualitativ nicht großartig von der Werbung drumrum. Und auch bei ‚anspruchsvolleren‘ Inhalten hab ich meinen Werbeblocker im Kopf: Ich achte irgendwie gar nicht drauf, von Draufklicken ganz zu schweigen. In ganz seltenen Fällen klick ich einfach auf „Druckversion“.

    Insofern fühlte ich mich gestern nach Lektüre des Patalong-Textes gar nicht richtig angesprochen. Also meinetwegen kann Westerwelle Adblocker ruhig per Gesetz verbieten 😉

  2. ben_

    Vielleicht mal als erstes: Ja, es gibt „Werbehits.“ Die heißen im Fachchinesisch „Ad-Impressions“ und sind rein rechnerisch: Page-Impressions * Anzahl der Werbeflächen pro Seite.

    Dabei werden die Ad-Impressions immer an Hand vergangener Zahlen prognostiziert in die Zukunft und ggf. entsprechend verkauft. „Ggf.“ deshlab, weil sich das ganze Modell derzeit zu ändern beginnt und zwar Seit „Abschaffung“ der Page-Impression durch die IVW. Ic gehe noch weiter zurück: Die IVW hat die Page-Impression deshalb abgeschafft, weil die Online Zeitungen einen Haufen Scheiß gemacht haben, um ihre Page-Impressions zu steigern, insbesondere Javascript-Funktionen, die nur einen Teil des Inhalts der Seiteverändern (wie bspw. das in einer Bidlergalerie angezeigte Bild) galten auch als PI. Der Haken an der Sache war aber, dass diese PIs keinen Seitenreload ausgelöst haben und damit auch keine zusätzlichen Ad-Impressions. So entstand eine Lücke zwischen X in der Rechnung:
    PIs * Anzahl der Bannerplätz = Nominelle AI
    (Harte PIs * Anzahl der Bannerplätz) – (JS-PIs * Anzahl der Bannerplätze pro Seite) = Tatsächliche AI

    Das fanden weder die Vermarkter noch die Werbenden witzig, weil man sich von den Redaktionen verarscht vorkam. Was aber stattdessen?

    Um eine neuere, bessere Zahl zu finden, muss man etwas über Online Werbung wissen: Die meisten Leute klicken nicht drauf. Die „Click-Through“ Werte sind so unterirdisch, dass man ernsthaft nicht damit argumenieren kann, dass es bei Online-Werbung darum geht, Leute zu Clicken zu veranlassen. Worum geht es dann?
    Es geht um Präsenzwerbung. Eigentlich etwas ganz altes. So funktioniert Printwerbung auch. Unternhemen wie O2 z.B. wollen einfach, dass jeder Bundesdeutsche mindestens einmal am Tag ein O2 Logo sieht.

    Dafür ist aber nicht entscheiden, wie oft man ein Banner ausliefern kann, sondern wieviele Leute es sehen. Die spannenden Zahlen sind also Unique Visitors und Unique Visits wobei gilt:

    Unique Visits / Unique Visitors = Durchschnittliche Anzahl der Besuche eines Besucher in einem Bestimmten Zeitraum, meistens Monat.

    Angesichts dieser Kennzahlen sind Buchungen, die in AI gemessen werden natürlich viel unspannender, als Buchungen, die über einen bestimmten, festen Zeitraum gemessen werden und dementsprechend buchen derzeit auch vermehrt die Werbenden. In Kürze: Früher war die Menge der ausgeliefert Banner entscheidend, heute ist der Zeitraum entscheidend.

    So. Jetzt zum Inhalt.
    Ich für meinen Teil benutze ja keine Ad-Blocker. Ich benutze aber Readablity und das weist meiner bescheidenen Meinung nach viel mehr auf den wahren Kern des Problems: Online Journalismus sieht heute fast genausp beschnissen aus, wie seine Werbung. Und beides Zusammen stellt einen Tiefpunkt an Lesbarkeit und Gestaltung im industriellen Rahmen dar, wie ihn die Geschichte der Schrift noch nicht gesehen hat. Und auch hieran tragen die Redaktionen eine wichtige Mitschuld. Hier muss der geneigte Leser einfach mal eine Zeitschrift des Vertrauens aufschlagen und mit ihrem Online Pendant vergleichen.

    Zum Paid-Content kann ich nur sagen, dass das ein völlig anderes Thema ist. Klar es geht um die Finanzierung journalistischer Angebote, aber Paid-Content ist eine grundsätzlich andere Unternehmensform für ein grundsätzlich anderes Produkt, und nicht einfach nur eine andere Einnahmequelle für die gleiche Arbeit. Man muss das ganze Unternehmen anders ausrichten.

    Was Herr Patalong ebenfalls ausblendet ist dies: Der Werbemarkt im Netz wächst. Und sogar ziemlich schnell. Nur partizipieren die Verlage nicht im gleichen Maße daran, wie der Markt wächst. Und zwar aus einem einfachen Grund: Der Werbemarkt wechselt das Medium: Von Few to Few aus dem Print zu Many to Many im Netz. Millionen von Bloggern und Webseitenbetreibern verdienen heute mit Google-Ads Geld, das sie vor 10 Jahren gar nicht hatte. DAS ist Demokratisierung und das tut jenen Gruppen die vormals Sondermachstellungen hatten nuneinmal weh. Dem Journalismus widerfährt wirtschaftlich, was Klerus und Adel mit der französischen Revolution politisch erlebt haben: Entmachtung. Deswegen heißt es ja auch „Digitale Revolution“.

    Schlußwort: Ich hab das alles gerne aufgeschrieben, weil ich Dich das Thema zu interessieren scheint, und weil ich hoffe, dass ich Dir etwas dazu beitragen kann. Was ich aber nicht verstehe ist, warum Du Herrn Patalong 1) gelesen 2) ernstgenommen und 3) so intensiv mit einer Antwort bedacht hast. Welchen Wert hatte es während der französischen Revolution, den Klagen des Klerus Gehör zu schenken?

  3. ben_

    Oder noch mal anders: In dem Spontext ist soviel von Grund auf falsch, dass die Beschäftigung damit nur im Rahmen einer tatsächlichen, persönlichen Nachschulung des Herrn Patalong Sinn ergeben würde.

  4. H.i.r.s.m

    @Ben: Ich glaube, der Herr Patalong weiß das alles schon ganz gut. Die Motivation seines Artikels ist es sicherlich nicht, sachlich zu informieren. Liest sich eher wie eine Auftragsarbeit…

  5. fym

    ben_: Danke erstmal. Was PIs und Co. angeht, bin ich schon ein bisschen „angelesen“, aber freilich nicht besonders tief. Ich muss vielleicht gerade deshalb nachfragen: Wie kommt bei der Berechnung der AIs (PI * Anzahl Werbeflächen, wie du schreibst) letztere Angabe zustande? Wird sie technisch erhoben (eben über Verfolgung der Requests ect.) oder sind das im Prinzip nur die Zahlen, die dem Online-Vermarkter ohnehin bekannt sind (also a la x „vergebene“ von z möglichen Werbeflächen)?

    Dass es letztlich um Präsenzwerbung geht- klar, es geht ja nichts anderes. Darauf basiert der Indikator Reichweite. [Einschub: Ich finde im Übrigen die Überlegung interessant, was zuerst war bzw. was ursächlich das andere bedingt. Ist Präsenzwerbung werbetechnisch einfach so vorteilhaft oder ist sie das nur, weil es die technischen Abhängigkeiten anders bisher nicht zugelassen haben? Nunja, egal. Gedankensplitter.]
    Und irgendwie ist es paradoxerweise ein wenig beruhigend, dass sich selbst im so verfolgungspotentiellen Netz daran nicht wirklich etwas geändert hat. Zumindest für die „alten“ Medien.

    @Readability: Vollkommen richtig. Ist hier auch seit einiger Zeit in der Bookmarkleiste. Und ja, es weist deutlicher auf das Grundproblem. Der Wunsch, einen Adblocker an Bord zu haben, entstammt (zumindest bei mir) auch gar nicht dem Wunsch, jegliche Werbung zu verbannen weil sie eben Werbung ist. Das bräuchte ansich kein technisches Helferlein, da würde das im Geiste schon ausreichen. Nein, der Blocker ist ursprünglich an Bord geholt worden, gerade weil die (Banner-)Werbung, ihre Frequenz, in Hinsicht auf den eigentlichen Inhalt, seine Gestaltung und Lesbarkeit unverhältnismäßig ist; weil sich beide zu oft gegenseitig aushebeln. Im Extremfall eine schmale Spalte Text (vielleicht noch in 11 oder 12px Schriftgröße gesetzt), aber gleich zwei Spalten mit Bannerwerbung: Da weiß ich als Betrachter sofort, welche Priorität hier Qualität und Inhalt tendentiell genießen…

    @Paid Content: Ich halte es da ebenso idealistisch wie Christian. Menschen (nicht alle) bezahlen auch gerne für qualitative Inhalte, wenn sie a) dazu die Möglichkeiten haben und b) diese Qualität spüren können. Das Kreuz an der Sache ist eben, wie du richtig schreibst, dass sich dieses Prinzip nicht auf den (in dem Fall journalistischen) Massenmarkt anwenden lässt, in der Hoffnung auf den Erhalt des Status quo.

    @Warum all das?
    a) ich-partizipiere, vor allem lesend, rezipierend („Berufskrankheit“, ha). Und manche Texte sind geradezu prädestiniert für Rants. Nichts anderes ist das da oben ja. In meinem kleinen Garten kann ich ja ohne Behinderung das machen, wofür dieser Herr eine größere publizistische Reichweite hat. Selbstgespräche im Garten. Der Gedanke ist so schön, allein deshalb musste obiger Text schon sein. (Oder anders: Das mag als Antwort erscheinen, ist aber – wie so viele Texte hier – nur mich selbst unterhaltendes Pfeiffen während der Gartenarbeit. Zugegeben, dieses Pfeiffen hat sehr oft stark pathologischen und neurotischen Charakter.)
    b) hier wird nichts ernstgenommen, außer vielleicht Zeichen, die zusammengenommen Sätze ergeben könnten. Und selbst über diese Zeichen mache ich mich lustig. „Wie fett du heute wieder bist, ‚o‘. Nimm dir mal ein Beispiel am ‚t‘.
    c) siehe a. Im Zwang hatte ich zwei Wahlmöglichkeiten: Entweder der pfeiffende Text-Rant zu Patalong, oder zur Leipziger Erklärung. Ersteres erschien mir für den Blutdruck günstiger 😉
    d) Ein Redakteur in einer nationalen Publikation mit dem Namen „Pat-along“? Also bitte! Allein schon deshalb! Der Name als Anti-Aufforderung.

  6. ben_

    Die Anzahl der Werbeflächen pro Seite werden im Konzept (also defakto im Layout und dann in den Templates) festgelegt. Die sind für unterschiedliche Seitentypen fix. Alle Übersichtsseiten auf Zeit.de (Homepage, Ressortseiten u.ä.) haben die gleiche Anzahl an Bannerplätzen an den gleichen Orten. Für die Artikel-Ebene gilt das gleiche.

    Was Lesbarkeit bzw. Unlesbarkeit durch die „alten“ Bannerformate angeht, so ist online auch ein Wandel sichtbar. Großzügige Werbung (wie ich sie auf anmut und demut ja schon ausprobiert hatte ), die den Lesefluß zwar unterbricht, aber das Produkt nicht aussehen läßt, wie der heiße Draht, wird immer erfolgreicher und hoffentlich bald Skyscraper (die es als Werbeform übeigens nur ernsthaft in Deutschland gibt) mittelfristig verdrängen.

  7. werbeHsr

    also ich vor eingen jahren den werbeblocker installiert weil ich genervt war von den overlay-einblendungen; also div-layer die über den inhalt gelegt wurden. tja, und seitdem hab ich ihn nicht mehr deaktiviert; irgendwelche banner an der seite oder oben und unten haben mich nie gejuckt

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