auch schlafen ist eine form der kritik

Wenn es reden könnte

Eigentlich leblose Objekte gedanklich mit einem Verstand versehen. Das passiert mir recht häufig und war auch letztens wieder der Fall, als ich meinen Rio Karma in der Innentasche meiner Jacke verstaute.

Was mein Karma wohl sagen würde? Ob er sich beschweren würde, dass er auf Reisen immer versteckt wird und nichts sehen kann? Oder würde er sich über die stickige Luft & die Enge in Hemd-, Hosen- und Jackentaschen beklagen? Im Geiste lief daraufhin schon ein kleiner Film ab. Eine Diskussion mit einem kleinen Kind, dass gerne die Welt sehen würde und dem ich mit väterlicher Ruhe beizubringen versuche, dass es so besser für ihn wäre. Denn wenn erstmal die Frage „Warum laufen hier alle anderen mit weißen Kopfhörern durch die Gegend?“ mit anschließendem „Hey, ich will auch weiße Kopfhörer!“ käme, würde er verstehen, dass seine Fähigkeiten in der Welt nicht besonders hoch angesehen werden und ein Kollege der große Star unter seinesgleichen ist. Vielleicht käme er dann auch in kurze Gespräche mit einem solchen Weißkopfhörerproll und nachher würde ich mit Fragen gelöchert werden, warum denn alle Welt auf den steht. Wie sollte man meinem Player erklären, dass er zwar besser ist, als seine vergleichbaren Kollegen, aber keiner ihn haben möchte?

Und am Ende stünde dann ein kleiner gebrochener Karma, der keine Ansprüche mehr stellt, mit engen stickigen Lagerplätzen zufrieden ist, brav alles macht, was man ihm sagt und nichts mehr von der Welt sehen möchte, weil er befürchtet, dass er sonst eingetauscht wird.

Und auch, wenn mir das als Besitzer wehtun würde, hätte ich es doch lieber, als nach der Pfeife eines dieser flachen Prolls zu tanzen. Denn die sind sich ja ihres Status‘ bewusst. Sie kommen häufig an die frische Luft und sehen, dass sie dominieren. Die können sich dann folglich auch alles erlauben. „Hui, das Lied mag ich richtig gern. Ich stell das mal auf Repeat. Und du kannst gar nichts machen, sonst verlasse ich dich. Mit ’nem häßlichen Player willst du dich ja schließlich nicht sehen lassen.“

Bisweilen eine sehr komische, natürlich realitätsfremde, Gedankenwelt.


Eine Antwort

  1. L*eau

    Jetzt bin ich traurig.

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