auch schlafen ist eine form der kritik

Innerhalb des Textes Abhöraktionen

Frank Schröder über die Synchronisation von „The Wire“ [via]

Bitte? The Wire? Synchronisiert? Himmel, was für ein Unterfangen. Ich lese Licht und Schatten aus dem Interview heraus, denn zum Einen:

Ich erinnere mich an eine Szene in der ersten Staffel, da untersuchen zwei Mordermittler einen Tatort und geben nur das Wort „Fuck“ von sich.

Eine herrliche Szene, die geht über Minuten, wunderbar.

Da wird zwanzigmal „Fuck“ gesagt, haben sie das einfach so übernommen?

Es gab eine kurze Beratung zwischen uns, aber uns war eigentlich völlig klar: Hier kann es nur so lauten wie im Original. Wir haben zwanzigmal „Fuck“, „Fucker“, „Fucking“ usw. sagen lassen, es ist dabei geblieben.

Anderseits aber:

Der Titel bleibt. Die Serie heißt auch bei Premiere (Pay-TV Sender) „The Wire“. Wir haben es innerhalb des Textes „Abhöraktionen“ genannt; in der ersten Staffel geht es ja hauptsächlich um telefonischen Abhöraktionen.

Dass bei der Übersetzung an erster Stelle auf Lippensynchronität (ähnlich klingende Worte, damit ähnliche Laute; ergo ähnliche Mundbewegungen ect.) geachtet wird ist – mit Verlaub – ohnehin Schwachsinn. Eher scheint bei den meisten Synchronisationen die Wortlänge ausschlaggebender zu sein, wenn ich mir ein paar eben solcher anschaue. Von daher verstehe ich, als sprachlicher Halbinvalide, nicht so recht, warum man „Abhöraktionen“, als vermeintlich passendste Übersetzung (hinsichtlich zuvor genannter Bedingungen), gewählt hat? Wanze, wie wär’s? Selbst Kabel wäre doch eine ausreichende Sinnübertragung, welche zudem von der Wortlänge her passen würde. Aber gut, das mögen die üblichen Probleme von Synchronisierung sein, über die sich aufzuregen nur bedingt lohnt. Das ist wie im Fußball, wo jeder meint, er wäre ein besserer Trainer als der Trainer selbst. Trotzdem: Lasst doch einfach das Original stehen und klatscht Untertitel drauf. Fertig. Aus die Maus.

Mir war überdies bis zuletzt nicht bekannt, dass es inzwischen auch synchronisierte Folgen von The West Wing gibt. Und nach allem, was mir davon berichtet wurde, ist diese Synchro nun mitunter wirklich schlecht. Schlecht ist sie dann, wenn offensichtliche Gegebenheiten innerhalb einer Serie von den Drehbuchautoren schlicht ignoriert werden. Wenn in der deutschen Version beispielsweise Charlie Young einen locker-flapsigen Umgangston bzw. sehr spezielle Wortwahl mit Präsident Bartlet pflegt, dann kann das auf sprachlicher Ebene den Tatbestand fahrlässiger Übersetzung erfüllen. Es ist aber grundsätzlich immer ein Verstoß gegen die innere Logik des Serienuniversums und daher zurecht als schlecht zu beurteilen.


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