auch schlafen ist eine form der kritik

Merkelabsurdum

Haben Sie mit Müntefering vereinbart, wann der Wahlkampf beginnen soll?

Nein, aber ich glaube, alle sind gut beraten, den Nachweis konzentrierter Regierungsarbeit zu erbringen. Alle Parteien haben im nächsten Jahr ausreichend Gelegenheit, für sich zu werben […] Die Menschen haben einen Anspruch, dass wir bis zur heißen Wahlkampfphase weiter ordentlich regieren. Es wäre völlig absurd, jetzt schon mit dem Wahlkampf zu beginnen. Ich beteilige mich daran jedenfalls nicht.

Im Gespräch: Angela Merkel (faz)

Sagt’s, vermutlich ohne dabei rot oder von einer Zuckung durchfahren zu werden, nachdem sie, sofort darauf angesprochen, den Zustand der SPD als „in der Tat bedenklich“ kommentiert. Und willig spielt sie die Hälfte des Gesprächs mit, das einzig die SPD und den Wahlkampf thematisch bedient. So schaut sie also aus, die politisch-suggerierte Verweigerung einer Teilnahme.

Und in zweierlei Hinsicht sehr schön, dieser Kompromiss: der Anspruch der Menschen; bis zum Wahlkampf darf und soll ordentlich regiert werden, währenddessen negiert er dann automatisch. Endlich bekommt man ganz direkt erklärt, wie das alles abläuft. Eine Erklärung und Entschuldigung zugleich, denn Wahlkampf herrscht zu jeder Zeit, er wohnt dem System inne. Merkel entschuldigt sich also geradezu für sich, ihre Regierung, für die Politik, für Stillstand– für Unordnung; hat was. Um nun aber auch die „zwei“ im geschriebenen „zweierlei“ anzugehen: der Anspruch. Ein ausformulierter Merkelscher Kompromiss. Da wird die Pflicht der Regierenden flugs zum Anspruch der Nicht-Regierenden. Kann dementsprechend bisweilen beachtet werden, muss aber nicht.

Entsagungen, zweierlei und in Hülle und Fülle.


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